Die Angriffe des Unterrichtsministers Gratz sowie des Bundeskanzlers gegen Simon Wiesenthal haben offenbar im Ausland größeres Aufsehen und Echo hervorgerufen als in dem den Ferien zustrebenden oder sie bereits genießenden Österreich. Bundeskanzleramt, Außenministerium und SPÖ-Zentrale haben bereits hunderte Protestschreiben und andere Relationen mit ernsten Vorwürfen von zum Teil sehr ednfluß- und an Mitgliedern reichen Organisationen und einzelnen, oft wichtigen Persönlichkeiten, manche sozialistischen Bruderparteien angehörig — aus aller Welt erhalten. Die Pressekorrespondenz und das Hauptorgan der SPÖ haben unterdessen mit Vorwurf gegen die „Furche“ erklärt, daß Dr. Kreisky „natürlich“ Wiesenthal keinen „jüdischen Faschisten“ in dem Interview mit „Vrij Nederland“ genannt habe. Ganz so natürlich ist das aber nicht, weil in Kreisen der SP-Füh-rung schon früher in ähnlichen Ausdrücken über den Eichmann-Jäger gesprochen worden ist, weil er als Gegner der in der Wiener Jüdischen Kultusgemeinde vorherrschenden sozialistischen Gruppe gilt. Doch auch diese hat sich nunmehr gemeinsam mit allen anderen dort vertretenen Richtungen hinter Wiesenthal und gegen die von Gratz und der übrigen für die „Ehemaligen“ plädierenden Lobby in der SP in einer Erklärung gestellt, in der auf folgendem bestanden wird: „In Hinblick auf die Ermordung von 60.000 österreichischen Juden durch die Nationalsozialisten und die unbeschreiblichen Greuel in den Konzentrations- und Vernichtungslagern ist es das gute Recht eines jeden Juden und jedes österreichischen Patrioten, ehemalige Nationalsozialisten und insbesondere ehemalige Angehörige der SA und SS als solche zu benennen, wenn sie sich um öffentliche Ämter bewerben bzw. wenn sie in öffentliche Ämter gelangen.“
Womit im Grunde genommen das Wichtigste über die Sache gesagt ist. Die Frage ist nur, ob ihm die
