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Neubau Kirche Pius’ X. — Neu-Arzl

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Neu-Arzl, eine Siedlung von 2500 Einwohnern, liegt drei Kilometer innabwärts von Innsbruck. Heute noch stiller Vorort der Landeshauptstadt, wird sie bis 1964 durch die Errichtung des olympischen Dorfes zum vollwertigen und auch geschlossensten Siedlungsraum am Rande der Stadt werden.

In den Jahren 1959 und 1960 durfte ich in diesem Stadtteil eine neue Kirche bauen. Die Aufgabe, wunderbar für einen Architekten, war klar formuliert und geeignet, einen neuen Weg zu gehen. Kirchenraum, Turm und Pfarrhaus — die drei Baumassen stehen ohne bauliche Verbindung, aber richtig zugeordnet auf dem baumbestandenen Grundstück am Landeshauptschießstand. Die Kirche selbst, also der eigentliche Gottesraum, ist von drei Seiten her betretbar. Im Westen führt die Freitreppe über den umlaufenden Kreuzweg in Form einer Brücke genau auf den Altarraum. Die beiden Seiteneingänge erschließen den von außen einsehbaren Kreuzweg und sind Zugang zu Sakristei, Beichte, Chor und Taufe. Der Gottesraum liegt einige Stufen höher, bietet Platz für 700 Menschen und ist ganz auf das Geschehen am Altar orientiert. Der Chor befindet sich östlich des Altars und ist vom Kirchenraum nicht einsehbar. Der Priester zieht über den Kreuzweg feierlich zum Altar und verläßt ihn wieder so. Die Seitenaltäre sind zum Hochaltar 90 Grad verdreht dem Kindergestühl zugeordnet.

Die architektonische Gestaltung des Innenraumes beschränkt sich auf die konstruktiven Notwendigkeiten, ist bewußt roh und großlinig gehalten und bietet keinen Platz für falsches Pathos. Die Raumidee allein und ihre logische Folgerung soll dem Kultraum unserer Zeit unterscheiden vom allzu „Zivilisierten".

Konstruktiv ist die Kirche Pius’ X. ‘ron Neu- Arzl in Beton gestampft, gegossen und gespritzt. Sand, Zement, Wasser und Stahl sind durch die Kunst des Ingenieurs und der arbeitenden Hand zu dem geworden, was der Architekt, der Priester und der Laie von einem Gottesraum der Gegenwart erwarten darf und muß.

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