papua - © Foto: Nick Perry/AP/AAP

Papua-Neuguinea: In Stellung gebracht

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Die USA, China und einige andere Mächte buhlen um den pazifischen Inselstaat Papua-Neuguinea. Über ein Paradebeispiel für geostrategische Realpolitik

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Die USA, China und einige andere Mächte buhlen um den pazifischen Inselstaat Papua-Neuguinea. Über ein Paradebeispiel für geostrategische Realpolitik

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Als der chinesische Präsident Xi Jinping vor fünf Jahren Papua-Neuguinea besuchte, gab es keinen Zweifel an Chinas großen Ambitionen in der Region. Auch Papua-Neuguinea war sich der Signifikanz des Besuchs bewusst und rollte nicht nur sprichwörtlich einen roten Teppich zu seiner Begrüßung aus. US-Präsident Joe Biden hätte im vergangenen Monat ein ähnlicher Pomp erwartet – für seinen Besuch war extra ein nationaler Feiertag ausgerufen worden. Doch Biden sagte anders als Xi wegen der US-Haushaltskrise kurzfristig ab, und die Diskussion, ob die Amerikaner vielleicht doch keine zuverlässigen Partner für den Pazifik seien, kochte hoch. US-Außenminister Antony Blinken reiste dann auch in aller Eile stellvertretend für Biden an, um ein geplantes Sicherheitsbündnis zwischen den Ländern zu unterzeichnen, das – so Blinken – die militärischen Fähigkeiten Papua-Neuguineas verbessern soll.

Nun sind beispielsweise gemeinsame militärische Trainingsübungen geplant. Dass die USA und China um Papua-Neuguinea buhlen, hat damit zu tun, dass sich der pazifische Inselstaat in einer geostrategisch wichtigen Position befindet: Nördlich von Australien gelegen, gilt das Land als Tor nach Asien und zu den Pazifikstaaten. Die geostrategische Bedeutung sei sicherlich „ein Faktor“, bestätigt dann auch Meg Keen, Direktorin des Pacific-Island-Programms des in Sydney ansässigen Thinktanks Lowy Institute. Aber Papua-Neuguinea und die Region seien auch noch aus anderen Gründen „wichtig“: Keen zählt die aneinander grenzenden Seegebiete, integrierte Informations- und Kommunikationstechnologie, kommerzielle Interessen und diplomatische Allianzen auf.

Die ethnisch vielfältigste Nation weltweit

Gleichwohl ist Papua-Neuguinea, oder PNG, wie es in der Region genannt wird, eines der ärmsten Länder der Welt. Die Hälfte der etwa acht Millionen Einwohner gilt als extrem arm, 25 Prozent der Kinder gehen nicht zur Schule. Große Teile der Bevölkerung von Port Moresby (Hauptstadt) leben in Slums, in denen Kinderlähmung, Malaria und Tuberkulose grassieren. Weiter gilt PNG mit bis zu 1000 Völkern mit jeweils eigenen Sprachen als die ethnisch vielfältigste Nation der Welt.

Dessen ungeachtet rückte die Lage das Land schon im Zweiten Weltkrieg in den Fokus. Damals hatten die Japaner bereits eine Strategie entwickelt, die die Hauptstadt Port Moresby als einen der wichtigsten Häfen für ihren Vormarsch in Südostasien ansah. „Papua-Neuguinea ist bei weitem das bevölkerungsreichste und einflussreichste Land im Pazifik – mindestens doppelt so groß wie Neuseeland“, sagt auch Ian Kemish, ein früherer Diplomat und Experte für Südostasien und den Pazifik an der University of Queensland. Nicht nur liege es an der Schnittstelle zwischen Asien und dem Pazifik, es verfüge auch über einen enormen Reichtum an Mineralien.

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