Assads brutales System der Gewalt

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"Ärzte ohne Grenzen“ veröffentlichte Berichte von Verletzten und Medizinern. Augenzeugen erzählen darin von brutaler Gewalt durch Assads Soldaten.

Einen dramatischen Bericht über das harte Vorgehen des Militärs gegen Demonstranten in Syrien hat "Ärzte ohne Grenzen“ ins Ausland gebracht: Menschen werden wahllos verhaftet und gefoltert, Scharfschützen und Panzerschützen schießen auf friedliche Demonstranten (siehe unten). Die ohnedies spärlichen Meldungen aus Syrien lassen erkennen, mit welcher Brutalität das Regime von Präsident Bashar al-Assad gegen die Bevölkerung vorgeht.

Rund ein Jahr nach Beginn der Protestkundgebungen ist kein Ende der Gewalt in Sicht. Ganz im Gegenteil: das Militär hat die Offensive verstärkt. Tausende Menschen sind mittlerweile ums Leben gekommen. Über die Anzahl liegen lediglich Schätzungen vor. Die Zahl der Verletzten dürfte ebenso hoch sein, genaue Angaben fehlen. In dem Bericht von "Ärzte ohne Grenzen“ kommen Verwundete und Mediziner zu Wort. Was sie zu erzählen haben, ist grausam. Die Verletzten berichten, wie sie gefoltert worden sind - und überlebt haben.

In öffentlichen Krankenhäusern sucht keiner mehr Hilfe. Diese Einrichtungen werden von Regierungstruppen kontrolliert. Die Truppen verhaften Verwundeten und zünden das Verbandsmaterial an. Zudem, so berichten Menschen der Organisation, sei das Personal, Ärzte wie auch Pfleger in den öffentlichen Krankenhäusern, durchwegs regimetreu. Sogar für Ärzte ist die Sicherheitslage äußerst prekär: Halten sie sich an den Hippokratischen Eid und helfen verwundeten Demonstranten, bringen sie sich in Lebensgefahr. Aus diesem Grund schließen sich Ärzte und Pflegepersonal zusammen und errichten in privaten Häusern geheime, mobile Spitäler. Ständig wechseln sie den Standort, um nicht vom Geheimdienst ausfindig gemacht zu werden. Die Ausrüstung, um die teils schwer Verletzten versorgen zu können, ist dabei von schlechter Qualität, wie syrische Mediziner gegenüber "Ärzte ohne Grenzen“ berichten. Oft steht nicht einmal Verbandsmaterial zur Verfügung, um die Schussverletzungen versorgen zu können. Intensivmedizinisches Equipment gibt es nur vereinzelt.

Für Verletzungen, die operativ behandelt werden müssen, oder in denen ein Krankenhausaufenthalt unumgänglich ist, arbeiten diese Ärzte mit privaten Kliniken zusammen, sagt einer von ihnen. Allerdings wären das nur zwei, drei Kliniken in der Region. Die Gefahr sei sehr groß, dass Sicherheitskräfte die Verletzten mit Gewalt aus den Betten zerren.

Die Verletzungen der Demonstranten seien hauptsächlich durch Schüsse verursacht, manchen werden die Knochen durch Folter, Schläge und Tritte gebrochen, erzählen syrische Mediziner. Auch mit Elektroschocks werden Menschen verwundet. Zudem beklagen Ärzte und Patienten übereinstimmend, dass es keine Rettungsfahrzeuge gibt. Und dort, wo diese verfügbar seien, würden sie von Soldaten genutzt und nicht mit Sanitätern besetzt. Die meisten Verletzten werden von ihren Angehörigen zu den mobilen Versorgungseinrichtingen gebracht. Besonders dramatisch dürfte die Lage den Agenturmeldungen zufolge in Homs sein, wo nach Angaben von Aktivisten derzeit 100.000 Menschen wegen des Dauerbeschusses durch die Armee festsitzen. Allein am Dienstag sollen in der Stadt mindestens 24 Menschen getötet worden sei.

Erste Stimmen für Blauhelme

Frankreich schließt eine UN-Friedensmission für das vom Bürgerkrieg erschütterte Syrien nicht aus. "Frankreich diskutiert derzeit in New York mit den Vereinten Nationen und Partnern alle von der Arabischen Liga vorgeschlagenen Lösungen. Dazu gehört der Einsatz von Blauhelmen“, erklärte Außenamtssprecher Bernard Valero am Dienstag in Paris.

Ähnlich Außenminister Michael Spindelegger: Er fordert die Entsendung von Friedenstruppen nach Syrien und verlangt schärfere Sanktionen gegen Damaskus. "Wir können nicht abseits stehen, wenn jene, die für Freiheit und einen demokratischen Rechtsstaat eintreten, um Leib und Leben fürchten müssen“, erklärte er gegenüber der Presse. Vor dem Wien-Besuch von Russlands Außenminister Sergei Lawrow übte Spindelegger scharfe Kritik an der Blockade-Haltung Russlands und Chinas im UN-Sicherheitsrat: Diese ermutige das Regime nur zu noch härterer Vorgangsweise gegen die Opposition. (APA)

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