Kadyrow - © Musa Sadulayev / AP / picturedesk.com

Tschetschenen in Österreich: Die eingeholte Diaspora

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Das vereitelte Attentat auf einen Tschetschenen in Vorarlberg rückt eine Commnity ins Licht, die der Tyrannei des Machtapparats der russischen Teilrepublik nicht entkommen ist.

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Das vereitelte Attentat auf einen Tschetschenen in Vorarlberg rückt eine Commnity ins Licht, die der Tyrannei des Machtapparats der russischen Teilrepublik nicht entkommen ist.

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Seit Jahren hatten Ermittler Musa Ch. auf dem Radar gehabt. Nach dem Mord an dem tschetschenischen Videoblogger Anzor Umarow im Juni 2020 nördlich von Wien aber war Musa Ch. komplett überwacht worden. Und was die Ermittler da in Echtzeit belauschten, war die Planung von zumindest einem weiteren Schwerverbrechen: Demnach wollte Musa Ch. unter dem Auto des in Vorarlberg lebenden Tschetschenen Said-Huseyn Magomadow eine Bombe platzieren. Musa Ch. wurde im Juni bei einer Razzia in seiner Wohnung in Simmering festgenommen. Er befindet sich in Untersuchungshaft.

Der Mord an Anzor Umarow, das geplante Attentat auf Magomadow, die Umstände rundherum, der Hauptverdächtige – all das weist auf ein gravierendes Problem im österreichischen Asyl- und Einwanderungswesen hin: Denn deutlich wird, dass Österreich zu einer bedeutenden Basis der „Kadyrowzy“ geworden ist – also jener Leute, die loyal zu Ramsan Kadyrows Regime in Tschetschenien stehen und für dieses Regime arbeiten; Leute aber auch, die in Österreich unbefristeten Aufenthalt oder auch die Staatsbürgerschaft erhalten haben. Zugleich aber gibt es keine gesetzliche Basis, um solche Personen festzunehmen oder abzuschieben, obwohl die Identität vieler dieser Agenten den Behörden bekannt ist.

Kriegserklärung per Video

Hintergrund der aktuellen Geschichte sind die tödlichen Schüsse auf den tschetschenischen Regimekritiker Anzor Umarov in Gerasdorf im Vorjahr. Wenige Wochen nach der Ermordung von Anzor veröffentlichte Said-Huseyn ein Video auf Youtube. Darin nennt er drei in Österreich lebende Tschetschenen von denen er wusste, dass sie an der Organisation des Mordes beteiligt waren: Musa Ch., ein 52-Jähriger Mann aus Said-Huseyns Heimatdorf Duba Yurt; der zweite war der mutmaßliche Mörder, Sar-Ali Akhtaev, dem Anfang August der Prozess gemacht werden soll; der dritte war Salman M., der nach der Tat fliehen konnte.

Said-Huseyn, 40, kennt alle drei persönlich. Anzor „war mein Freund, und ich wollte die Wahrheit über das Geschehen sagen und die Verantwortlichen entlarven“, sagt er heute.

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