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Die Embargobrecher

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Offiziell trägt Bulgarien das Embargo gegen Rest-Jugoslawien mit. Kriminelle Elemente umgehen es.

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Offiziell trägt Bulgarien das Embargo gegen Rest-Jugoslawien mit. Kriminelle Elemente umgehen es.

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Bulgarien hat betont, daß es hinsichtlich des Konflikts in Ex-Jugoslawien eine Politik der aktiven Neutralität betreibt und keinerlei Absicht hat, direkt oder indirekt einzugreifen. Man wünscht offiziell eine friedliche Regelung -ohne potentiell brisante Einmischung eines Balkanstaates. Hinsichtlich der UNO-Sanktionen gegen Belgrad wird beteuert, daß man sie mitträgt. Unweigerlich bereiten aber solche Sonderbestimmungen auch den Boden für kriminelle Elemente -obwohl nicht viele bulgarische Firmen aus Verstößen gegen das Embargo Profit ziehen.

Da gab es zum Beispiel die Affäre auf der Donau mit dem bulgarischen Schiff „Khan Kubrat” und seinen sechs Lastkähnen mit 6.000 Tonnen Dieselkraftstoff, die in Verletzung des UNO-Embargos im März dieses Jahres auf serbischem Boden entladen wurden. Wie die Besatzung behauptete, sei das Schiff von Bewaffneten entführt und gezwungen worden, im serbischen Hafen Prahovo anzulegen. Den Zollbeamten der Westeuropäischen Union und den Mitarbeitern der bulgarischen Schiffahrtsagentur gelang es nicht, die Entführer zu stoppen, die mit der Sprengung der Ladung drohten. Den Unterlagen zufolge war die Ladung für eine rumänische Phantom-Firma bestimmt, und die Operation selbst vom Präsidenten eines zwielichtigen bulgarischen Unternehmens geleitet worden. Die bewaffneten Banditen sprachen nach Augenzeugen bulgarisch, rumänisch, russisch und serbisch.

Der Zwischenfall auf der Donau veranlaßte den UNO-Sicherheitsrat, eine spezielle Erklärung zu verabschieden, in der die Entführung des Schiffes schärfstens verurteilt wurde. Darin wird der serbischen Regierung vorgeworfen, den Dieselkraftstoff nicht an Bulgarien zurückgegeben zu haben.

Bulgariens Wirtschaft erwuchsen aufgrund des Embargos immense Verluste. Nach Schätzungen internationaler Organi-Rkuteh sationen belaufen sie sich bereits auf rund 900 Millionen US-Dollar. Die bulgarische Regierung präsentierte Berechnungen, wonach sich die Verluste bereits auf drei Milliarden Dollar (seit 1992) belaufen.

Anfang dieses Jahres kam es zu einer Erleichterung bei den Sanktionen gegen Serbien und Montenegro. Es wurde ein Transportkorridor für leicht verderbliche Ägrarerzeug-nisse über Serbien gestattet. Die Gütertransporte bulgarischer Firmen über Serbien erfolgen in Konvois von ein bis 15 Fahrzeugen. Und die Güter dürfen lediglich auf der Straße befördert werden.

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