Trzaskowski: Pole, Pro-Europäer, bald Präsident?
Warschaus Bürgermeister Rafał Trzaskowski könnte Amtsinhaber Andrzej Duda bei der Stichwahl gefährlich werden.
Warschaus Bürgermeister Rafał Trzaskowski könnte Amtsinhaber Andrzej Duda bei der Stichwahl gefährlich werden.
Warschaus Bürgermeister Rafał Trzaskowski hat bewiesen, dass er Polens konservativem Staatschef Andrzej Duda gefährlich werden kann: In der ersten Runde der Präsidentschaftswahl am Sonntag sicherte sich der liberale Herausforderer mit 30,5 Prozent der Stimmen den zweiten Platz hinter dem Amtsinhaber Duda (43,5 Prozent) – und könnte diesen in der Stichwahl am 12. Juli sogar schlagen. Der frühere Vize-Außenminister vertritt anders als die nationalistisch-konservative Regierung einen klar europafreundlichen Kurs und ist der Gegenentwurf zu ihrem Kandidaten Duda. Trzaskowski setzt den Nationalkonservativen seit geraumer Zeit schwer zu. 2018 schaffte er bei der Kommunalwahl in Warschau einen Erdrutschsieg gegen den Kandidaten der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS).
Als im Mai die zunächst von der liberalen Bürgerplattform (PO) aufgestellte Bewerberin ihre Kandidatur wegen mieser Umfragewerte zurückzog, sprang der 48-Jährige ein und machte keinen Hehl aus seiner Motivation: Er stelle sich der „enormen Verantwortung, für einen starken Staat und für die Demokratie zu kämpfen“, sagte er damals in Anspielung auf die Angst vor einer Aushöhlung von Rechtsstaat und Demokratie in Polen durch die eigene Regierung. Trzaskowski kommt aus einer sozial engagierten Familie von Intellektuellen in Warschau. Sein Vater war in den 1950er Jahren ein bekannter Jazz-Pianist – also zu einer Zeit, zu der diese Rhythmen im sowjetischen Einflussbereich als „Feindes“-Musik galten.
Trzaskowski startete seine politische Karriere im Wendejahr 1989. Als Teenager ging er von der Schule ab und beteiligte sich an der Organisation der ersten freien Wahlen im post-kommunistischen Polen. Er studierte an der Uni Warschau, wo er später seinen Doktor mit einer Arbeit über die Reform von Entscheidungsprozessen in der Europäischen Union machte. Auch in Oxford, Paris und am Warschauer Europakolleg studierte er. Sein politischer Aufstieg gipfelte 2013 in seiner Berufung in die Regierung von Donald Tusk, dem späteren EU-Ratspräsidenten. Trzaskowski wurde erst Technologie- und dann als Europaminister auch stellvertretender Außenminister.