Bischöfe wählen?

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Ein weiterer Beitrag der Grazer Katholisch-Theologischen Fakultät zur Kirchenreform.

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Ein weiterer Beitrag der Grazer Katholisch-Theologischen Fakultät zur Kirchenreform.

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Nachdem aufgrund der aktuellen politischen Lage die Kirche, speziell ihr Führungspersonal, aus den Schlagzeilen der Medien verdrängt wurde, kann man sich in Ruhe einem Thema widmen, das für die nach wie vor ausstehende Reform der katholischen Kirche bedeutungsvoll ist: Wie kann und soll das Volk Gottes an der Findung und Bestellung der geeignetsten Personen für das Bischofsamt mitwirken? Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Graz hat sich kürzlich in einem Symposium dieser gar nicht rein akademischen Frage gestellt. Die Beiträge dabei sind im Band "Bischofsbestellung - Mitwirkung der ortskirche?", der in der Reihe "Theologie im kulturellen Dialog" des Styria-Verlages erschienen ist, dokumentiert.

Die Autoren der einzelnen Beiträge bürgen für die Qualität dieser Diskussion, der es nicht um billige Effekthascherei sondern um eine theologische Grundlegung des Amtsverständnisses der katholischen Kirche geht.

Der Leiter des Symposiums, der Grazer Dogmatiker Bernhard Körner, zeigt, dass Rede von der Kirche ein Spiegel der Rede von Gott sein beziehungsweise wieder werden muss. Der deutsche Kurienbischof Walter Kasper streicht die Funktion des Bischofs als Bindeglied zwischen Orts- und Weltkirche heraus. Silvia Hell, Dogmatikerin aus Innsbruck, sieht in der Aufwertung des Ortsbischofs einen Effekt der ökumenischen Diskussion der letzten Jahrzehnte - Bischöfe sind nicht mehr einfach "Handlanger" des Papstes.

Kurt Primetshofer und Peter Inhoffen spüren im bestehenden Kirchenrecht beziehungsweise Diözesanstrukturen (Bischofskonferenz, Diözesansynode, Priesterrat, Domkapitel, Pastoralrat) eine Fülle von zur Zeit zu wenig realisierten Möglichkeiten der Mitwirkung des Volkes Gottes an der Bischofsbestellung auf. Der Grazer Ethiker Valentin Zsifkovits und die Linzer Sozialwissenschaftlerin und furche-Kolumnistin Irene Dyk belegen, wie die diskutierten Reformen der Kirche von heute größere Glaubwürdigkeit, Aktualität geben könnten, ohne ihr theologisches Grundprinzip aufgeben zu müssen.

Ute Leimgruber fasst die wichtigsten Diskussionsbeiträge zu den Referaten zusammen. Die Teilnehmerliste zeigt, dass auch die katholische Kirche längst kein geheimer Männerbund mehr ist. Register, Autoren- und Literaturlisten sowie eine CD-ROM mit kommentierten Texten und einer Bibliographie runden den Band ab.

Der größte Wert dieses wissenschaftlich soliden, dennoch auch für den theologischen Laien lesbaren Buches liegt darin, dass es den Verfassern der Beiträge nicht um billige Demokratisierung um jeden Preis geht, nicht um die aus Politik und Kultur sattsam bekannten Schlammschlachten, Verunglimpfungen, Oberflächlichkeiten. Vielmehr geht es um eine größere innerkirchliche Partizipation aller Gläubigen, um ein Ernstnehmen der Geschichtlichkeit des Worters Gottes, für das die Bischöfe ja eine besondere Verantwortung tragen.

Bischofsbestellung - Mitwirkung der Ortskirche? Hg. von Bernhard Körner.Verlag Styria (Reihe: Theologie im kulturellen Dialog 3), Graz 1999. 180 Seiten, geb., öS 498,-/e 33,74

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