Die erste Nachricht über die Katastrophe kam für mich mitten in einer Radiosendung. Die heiteren Kommentare verstummten binnen einer Sekunde. Es wurde still, lange wagte niemand etwas zu sagen: die Perspektive des Todes des Staatspräsidenten und 95 anderer Personen, noch dazu bei Katy´n. Dieser Ort steht symbolisch für den Massenmord an 22.000 polnischen Offizieren im Zweiten Weltkrieg durch den sowjetischen Geheimdienst NKWD; es überstieg die Vorstellungskraft, dass es gerade dort passiert war.
Erst viel später habe ich wirklich verstanden, wie viele Menschen, darunter etliche, die ich sehr gut kannte, uns verlassen haben. Nur ein paar Namen: Krystyna Bochenek, Vizepräsidentin des Senats, klug, schön, tapfer. Initiatorin vieler sozialer Aktionen, eine ausgezeichnete Journalistin. Nach meiner Rückkehr aus Wien hatte ich sie nach langen Gesprächen überzeugt, doch für den Senat zu kandidieren. Sie war eine geborene Abgeordnete, die wunderbar Schlesien repräsentierte. Janusz Krupski, ein stiller Held der Solidarno´s´c, mutig, bescheiden, warmherzig, besonders für Veteranen, die er betreute. Er hinterlässt sieben Kinder. Mit Andrzej Kremer habe ich noch vor ein paar Wochen gesprochen. Ein exzellenter Jurist und Diplomat und ein genauso guter stellvertretender Außenminister. Sein Sohn wurde letzte Woche 18 Jahre alt und hat jetzt die Matura vor sich. Seinen drei Söhnen war Andrzej Kremer immer ein ausgezeichneter Vater.
Eine besondere Rolle spielte in jenen Tagen die Kirche, die auch große Verluste erlitten hat. Die Bischöfe haben kluge Worte gefunden und die Menschen wirklich getröstet. Sehr beachtet in Polen wurde die heilige Messe, die im Stephansdom von Kardinal Schönborn und vielen Priestern auf Polnisch zelebriert worden ist. Für seine Worte, die ich besonders wichtig und bewegend fand, möchte ich mich von ganzem Herzen bedanken. Ich danke auch ganz herzlich allen dort Anwesenden und Zelebrierenden und allen Personen in Österreich, die mit uns trauern.
