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Die Wogen sind noch lange nicht geglättet in unserer evangelischen Kirche. Sie gingen hoch, weil man/frau unterschiedlicher Meinung war und ist über das, was sich politisch momentan in Österreich ereignet. Und in der Folge wurde eine Frau - Gertraud Knoll - in unflätigster Weise angegriffen, bedroht, beschimpft. Warum? Weil sie sich zu Wort gemeldet hat. Was sie sagte: Sätze, die jede Christin und jeder Christ gerne akzeptiert, solange sie von der Kanzel gesprochen werden.

Das Problem: diese Worte wurden nicht in einer Kirche sondern bei einer Demonstration gesprochen. Und: Sie wurden von einer Frau gesprochen, die bestimmten Menschen schon lange vorher negativ aufgefallen war. Und so griff ganz schnell ein Mechanismus, den wir kennen: auf beiden Seiten - denn ihre Worte fielen ja auch sehr vielen äußerst positiv auf - wurde heftigst diskutiert, vorgeworfen, angeklagt, beschimpft, Stellungnahmen verfaßt und Unterschriftenlisten aufgelegt, Briefe geschrieben die so oder anders mit Kirchenaustritt drohten. Je länger die Diskussion ging, umso weniger hatte man das Gefühl, dass die ursprünglichen Worte von Gertraud Knoll noch im Zentrum standen. Mit dem Internet war zusätzlich ein Medium vorhanden, dessen Schnelligkeit stellenweise auch oberflächliche Sorglosigkeit, einen (zu) leichten, achtlosen Ton für diese gar nicht leichte Sache mit sich brachte.

Damit ist meines Erachtens nichts gewonnen. Was wir brauchen ist weder mit schnellen Worten aufeinander los zu gehen, noch mit Verdächtigungen und Drohungen das Klima weiter aufzuheizen.

Was ich mir wünsche: eine Nachdenkpause. Wortfasten. Zeit, Gedanken zu ordnen, Zeit zu beten, Zeit zu überlegen, warum ich so und nicht anders reagiere. Erhoffen würdeich mir davon, dass die daran anschließenden Gespräche mehr Qualität hätten als momentan so viele. Doch solches Fasten scheint nicht im Trend zu liegen.

Luise Müller ist Superintendentin der evangelischen Diözese Salzburg und Tirol.

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