"Es braucht Vorbilder, nicht nur Leitbilder!"

Werbung
Werbung
Werbung

Das Forum christlicher Führungskräfte lud vergangene Woche zur Auftaktveranstaltung des Vereins im Wiener Kardinal König Haus. Die Organisation hat sich nach dem Kongress "wert(e)voll führen", an dem im April vergangenen Jahres in Göttweig rund 300 Unternehmer und Entscheidungsträger teilnahmen, formiert. Initiiert wurde die Gründung von der Industriellenvereinigung, der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs, der Evangelischen Akademie Wien und der Katholischen Aktion Österreich. Der Verein will sich besonders um die Vertiefung christlicher Werte in wirtschaftlichen und unternehmerischen Fragen annehmen und die Diskussion zum Thema "Wirtschaft und Werte" öffentlich führen.

Bei der Auftaktveranstaltung in Wien stand die Frage im Raum: Welche Herausforderungen stellt die Spitzenposition an eine Führungskraft und wie sind diese am besten zu meistern?

Dazu war der Jesuit Michael Bordt, Vorstand des Instituts für Philosophie und Leadership für den Impulsvortrag geladen. Im daran anschließenden Gespräch diskutierten Diözesanbischof Alois Schwarz und Bischof Michael Bünker mit ihm.

Führungskräfte sollten sich vor allem durch eines auszeichnen: Spiritualität

P. Michael Bordt SJ stellte in seinem Vortrag (siehe Kasten) die Persönlichkeit der Führungskraft ins Zentrum. Auf dem Feld der Wirtschaftsethik wurde viel geforscht und publiziert. Werte wie Nachhaltigkeit haben Einzug gehalten, der Aspekt der Spiritualität ist in der Wirtschaft bisher aber eher vernachlässigt worden. Aus der Praxis der Kurse, die Bordt für Manager großer Unternehmen anbietet, weiß er: Der Fokus muss weg von einer Aufzählung von idealen Eigenschaften, die eine Führungskraft haben soll, hin zur Persönlichkeit des Entscheidungsträgers rücken. "Authentic Leadership" ist wieder gefragt. Bordt betont besonders das Schlagwort des "Contemplativus in actione". Kontemplatives Arbeiten mit dem genauen Blick auf sich selbst, pflegen die Jesuiten seit langem. Dieses Know-how soll auch in der Wirtschaft zum Erfolg führen.

"Die Kirche soll sich von der Rolle des Moralwächters befreien und mehr Augenmerk auf die Spiritualität legen", fordert Bordt. "Während Ethik Grenzen aufzeigt, ist die Spiritualität Voraussetzung für den Glauben."

Diskussion mit zwei Bischöfen

Auf Bordts Ruf nach einer neuen Sprache der Kirche entgegnete der evangelische Bischof Michael Bünker: "Der größte Moralisierer sitzt in Rom und ist Jesuit. Die Evangelische Kirche verzichtet darauf, die Wirtschaft mit erhobenem Zeigefinger zu kritisieren. Perfektion kann nicht das Ziel sein, sondern Authentizität". Der Gurker Diözesanbischof Alois Schwarz, in der Bischofskonferenz für Wirtschaftsfragen zuständig, schloss sich seinen Vorrednern an: "Die zehn Gebote werden in der Regel ohne Einleitung ("Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.") mit 'Du sollst nicht' begonnen. Da passt nicht dazu, wenn Benedikt XVI. in seiner Enzyklika die Liebe betont." Er verwies weiters auf eigene Initiativen mit Wirtschaftstreibenden in seiner Diözese. Man müsse das annehmen, was man von Gott bekommen hat: Nach dem Motto "zukunftsfähig und enkeltauglich", gleichzeitig der Titel des Nachhaltigkeitsberichts des Stiftes St. Georgen am Längsee. "Wir arbeiten vor allem mit Klein-und Mittelbetrieben. Starke Persönlichkeiten sind wichtig. Man müsste weniger Leitbilder schreiben, wenn es mehr Vorbilder gäbe." Bordt beklagte eine Entchristlichung in der Wirtschaft. Warum er trotzdem mit seinem Institut das Who-is-who der deutschen Unternehmen berät, sieht er einerseits im Markenvorteil der Jesuiten begründet, im Hype um Papst Franziskus, es gebe aber auch den unausgesprochenen Wunsch nach Spiritualität: "Viele sind auf der Suche."

Nach der Präsentation des Bandes zum Kongress in Göttweig, bei dem im April 2013 alles begonnen hatte, bedankte sich Wolfgang Pfarl, Präsident des Forums christlicher Führungskräfte bei Gästen und Diskutanten. Er fasste abschließend die Ziele des Vereins, der sich für christliche Werte in der Wirtschaft engagiert, zusammen und zitierte den Redner des vergangenen Kongresses, Kardinal Schönborn: "Tugend ist das, was den, der sie hat, gut macht." <<>>

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung