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Die Pille -eine Zeitbombe?

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„Lobeshymnen auf die Pille“, schreibt ein maßgeblicher Schwarzafrikaner, „sind nunmehr auch in schwarzafrikanischen Ländern mit ausgedehnten, für die Landwirtschaft noch nicht erschlossenen, potentiell sehr fruchtbaren Gebieten zu hören, die viele Millionen zusätzlicher Menschen ernähren könnten. Außerafrikanische über reichliche Geldmittel verfügende Stellen geben auch dort den Ärzten und dem Pflegepersonal Stipendien zum Studium der künstlichen Geburtenbeschränkung in anderen Ländern.“ Nicht wenige maßgebliche Afrikaner seien daher der Ansicht, daß es sich hier um Planungen außerafrikanischer Instanzen handle, um den Bevölkerungszuwachs in Afrika einzudämmen, um auf längere Sicht eigene Machtpositionen auf dem Schwarzen Erdteil und damit dessen Abhängigkeit zu verstärken. Dabei wüßten aber viele Afrikaner, daß sogar in den fortgeschrittensten schwarzafrikanischen Ländern die Kindersterblichkeit noch immer bis zu zweieinhalb- bis viermal größer sei als etwa in den Vereinigten Staaten und in Schweden. Wäre es nicht, schreibt ein anderer Afrikaner, vernünftiger, die Geburteneinschränkungskliniken zu schließen und die dort tätigen Ärzte und Helfer zur Bekämpfung der Kindersterblichkeit einzusetzen? Er rät seinen Landsleuten, sich nicht von außerafrikanischen Kampagnen zur Bekämpfung der sogenannten Bevölkerungsexplosion beeinflussen zu lassen, da diese Propaganda in vielen Teilen Schwarzafrikas nicht angebracht sei. Und sei die Problematik der Geburteneinschränkung in gewissen außerafrikanischen, vor alner Enzyklika weniger auf den „biologischen Standpunkt“ ankam als auf eine Antwort im Sinne einer übernatürlichen Ordnung. Interessant sind auch die Ausführungen einiger maßgeblicher Afrikaner über die Gefahren einer lautstarken Propaganda für die „Pille“ im Hinblick auf die zunehmende Manipulierung des Menschen in unserem technisierten Zeitalter. In einem uns in diesem Zusammenhang zugegangenen Brief erwähnt man Zeitungsmeldungen, denen zufolge ein anglikanischer Geistlicher in einer Predigt allen Ernstes für die Einführung einer „Fortpflanzungs-Lizenz“ eingetreten sei. Nach seiner Meinung soll die Zahl der Kinder in jeder Familie nach bürokratischer Feststellung des Intelligenzgrades der Eltern durch eine staatliche Bewilligung festgelegt (!) und „illegale Schwangerschaften“ auf obrigkeitlichen Befehl durch ärztliche Eingriffe unterbunden werden. Die Fragen der Geburtenkontrolle werden heute nicht nur von Christen, sondern auch von zahlreichen afrikanischen Mohammedanern erörtert, von denen viele gegen künstliche Geburtenkontrolle Stellung nehmen. Vor uns liegt ein in einer schwarzafrikanischen Zeitung erschienener Artikel mit dem Titel: „Der Islam ist gegen die Geburtenkontrolle“, mit Zitaten aus dem Koran, welche nach Ansicht der Verfasser die künstliche Empfängnisverhütung verbieten, wie etwa: „Töte nicht das (werdende) Kind aus Furcht vor Armut“. Der Artikel gipfelt in einer überaus scharfen Verurteilung der künstlichen Empfängnisverhütung. „Jene, die .Pille' verherrlichenden Propagandisten“, heißt

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