Am 9. Jänner hatte Rhodesien die Schließung seiner Grenze zum benachbarten Sambia bekanntgegeben. In den Tagen und Wochen davor war es zu zahlreichen Uberfällen schwarzer Gue-rilleros auf rhodesische Farmen gekommen, bei denen fünf Weiße getötet und zwei Angehörige eines zur Unterstützung des Smith-Regimes in Rhodesien stationierten südafrikanischen Polizeikontingents durch Guerilla-Landminen ums Leben kamen. Der schwerwiegende Schritt Salisburys erfolgte in der Absicht, auf Sambia, das einige Guerillaorganisationen beherbergt, politischen Druck auszuüben und das Binnenland Sambia durch diese Handelsblockade von seiner wichtigsten Handelsroute abzuschneiden.Eine Woche danach kam aus Conakry die Nachricht von der Ermordung Amilcar Cabrals, des Führers der Aufständischen in Portugiesisch-Guinea.
Seit dem 1. Jänner 1973 wurde durch die Schaffung einer erweiterten Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft das Gleichgewicht der Welt wesentlich verändert. Nach jahrelangen Bemühungen um einen wirtschaftlichen Zusammenschluß ganz Westeuropas ist damit der entscheidende Durchbruch gelungen: Die neue EWG hat eine Bevölkerung von 250 Millionen, verglichen mit den 205 Millionen der USA und den 244 Millionen der UdSSR. Besonderes Gewicht kommt der neuen Gemeinschaft im Welthandel zu: 4U“/o der gesamten Welteinfuhren gehen auf das Konto des neuen Wirtschaftsgiganten, verglichen mit 13,6,o beziehungsweise 15,3% Anteilen der USA und nur 4'Vo, beziehungsweise 4,6 Anteilen der UdSSR. Doch der Einfluß der EWG auf Welthandel und internationale Politik ist noch größer, da die Gemeinschaft darüber hinaus Assoziierungs- und Handelsverträge mit mehr als 30 Staaten hat, und noch weit mehr Staaten um ein Abkommen mit der EWG bemüht sind. Der Kreis der assoziierten und teilassoziierten Staaten wird durch den Eintritt Großbritanniens in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft in diesem Jahr um eine große Zahl von Commonwealth-Staaten erweitert werden.
Unlängst trafen 1400 politische Flüchtlinge aus Afrika in Österreich ein — Inder und Pakistani, die seit Generationen in Uganda zu Hause gewesen waren, nun jedoch über Nacht heimatlos und zum Teil staatenlos wurden. Die meisten von ihnen wissen nicht, wohin sie gehen sollen, wenn sie in zwei bis vier Monaten Österreich, das ihnen nur als Transitstation dient, wieder verlassen müssen. 50 Familien werden bleiben, um in Österreich eine neue Existenz aufzubauen. Das wird ihnen — kennt man die Tüchtigkeit und den Fleiß dieser Menschen — auch sicher gelingen.
Dieser Tage feierte die Republik Somalia den dritten Jahrestag des Staatsstreichs der Armee, durch den nach neunjähriger ziviler Verfassung die Militärs unter Führung General Mohammed Siad Barres die Macht im Lande übernahmen.
Seit Präsident Idi Amin von Uganda vor etwa drei Wochen anordnete, daß 80.000 Asiaten mit britischer, indischer und pakistanischer Staatsbürgerschaft Uganda binnen drei Monaten verlassen .müssen, wird die Lage in diesem ostafrikanischen Staat von Tag zu Tag, ja von Stunde zu Stunde chaotischer. Der impulsive General, dessen einziger Berater gegenwärtig „Gott“ zu sein scheint — kurz nach dem Ausweisungsbefehl hatte Dada („Big Daddy“) Amin der staunenden Öffentlichkeit anvertraut, daß „Gott selbst“ ihm im Traum befohlen habe, sämtliche Asiaten aus Uganda auszuweisen — sorgt täglich für neue Sensationen.
In einer Rede über Radio Uganda gab der ugandische Staatschef, General Idi Amin, bekannt, daß 80.000 in Uganda lebende Asiaten britischer Nationalität genau drei Monate Zeit hätten, ihr Hab und Gut zu packen, ihre Geschäfte und Arbeitsplätze zu räumen und das Land zu verlassen.
Ein faszinierender Traum, die Durchquerung des Schwarzen Kontinents im Auto, wird vielleicht schon in absehbarer Zukunft realisierbar sein. Anfang 1971 legte der japanische Botschafter in Kenia Präsident Kenyatta den Plan einer Transaf rikastraßen-verbindung vor, die Mombasa mit Lagos verbinden soll. Etwa zehn Tage wird man für eine Reise vom Indischen Ozean zum Atlantik benötigen und an Orten übernachten, deren bloße Existenz bisher unbekannt war. Güter aller Art werden den Seeweg mit der Straße vertauschen, weite Gebiete völlig neu erschlossen werden.
Seit Ende April haben-Unruhen in der zentralafrikanischen Republik Burundi ein Blutbad furchtbaren Ausmaßes angerichtet. Der staatliche burundische Rundfunksender „Stimme der Revolution“ gab die Zahl der bisherigen Todesopfer mit 50.000 an, doch meinen Augenzeugen, daß die Anzahl der Toten weit höher liege. *
„Die Europäer in Rhodesien sind vernünftig genug, sich einen Dreck darum zu kümmern, was im britischen Unterhaus gesagt wird.“ (Lord Malvern, erster Ministerpräsident der Zentralafrikanischen Föderation, in einer Rede vom Jahre 1959.)Am 23. Mai scheiterten die jüngsten Bemühungen Großbritanniens, die sechs Jahre alte Rhodesienkrise zu beenden. Eine britische Kommission unter Leitung des Richters Lord Pearce kam nach monatelanger Meinungsforschung unter der schwarzen Bevölkerung Rhodesiens zu dem Ergebnis, daß die schwarze Majorität die im November des Vorjahres zwischen London
Bis vor etwa einem Jahr hatte die Madegassische Republik zu Recht den Ruf, eine Insel des Friedens und der politischen Ausgeglichenheit zu sein. Madagaskar, die viertgrößte Insel der Welt, etwa 450 km vor der Küste Afrikas im Indischen Ozean gelegen, war bis dahin von der politischen Unrast des süd- und ostafrikanischen Raums kaum berührt worden. Doch vor wenigen Tagen wurde Tananarive, die Hauptstadt des Inselstaates, von schweren Studentenunruhen erschüttert.
„In Afrika existiert eine ausgezeichnete revolutionäre Situation”, hatte Tschu En-lai anläßlich seines historischen Afrikabesuches 1963 festgestellt. Kurz nach dieser Reise gelang es den Chinesen nach der Revolution auf Sansibar, sich vor den Toren Afrikas einen Brückenkopf auszubauen, der bis heute seinen strategischpolitischen Wert als Einfallstor nach Ost- und Zcntralafrika nicht eingebüßt hat.
Für die einen Messias, Erlöser und sofort“ bald eine große Gefolgschaft über Nacht zum Symbol der afrika-Halbgott, für die anderen ein erlangte. nischen Freiheitsbestrebungen, zum größenwahnsinniger Scharlatan und 1951 wurde Nkrumah wegen auf- Brennpunkt aller Hoffnungen des machthungriger Despot — Kwame Nkrumah, bis 1966 Staats- und Regierungschef der westafrikanischen Republik Ghana, starb an Krebs, einsam und fast vergessen, in einer Bukarester Klinik.1909 geboren, wurde Nkrumah zunächst an einer katholischen Missionsschule erzogen. Der ehrgeizige und begabte junge Mann, der aus
Scheich Abeid Karume, Erster Vizepräsident von Tansanien W und Diktator auf Sansibar, ist tot. Die Angst vor dem Tod durch Mörderhand hatte ihn in seinen Alpträumen stets verfolgt. Doch auch seine bis an die Zähne bewaffneten Leibwächter haben den | Despoten vor den Kugeln der Attentäter nicht schützen können.