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Asien in Afrika

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Ein faszinierender Traum, die Durchquerung des Schwarzen Kontinents im Auto, wird vielleicht schon in absehbarer Zukunft realisierbar sein. Anfang 1971 legte der japanische Botschafter in Kenia Präsident Kenyatta den Plan einer Transaf rikastraßen-verbindung vor, die Mombasa mit Lagos verbinden soll. Etwa zehn Tage wird man für eine Reise vom Indischen Ozean zum Atlantik benötigen und an Orten übernachten, deren bloße Existenz bisher unbekannt war. Güter aller Art werden den Seeweg mit der Straße vertauschen, weite Gebiete völlig neu erschlossen werden.

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Ein faszinierender Traum, die Durchquerung des Schwarzen Kontinents im Auto, wird vielleicht schon in absehbarer Zukunft realisierbar sein. Anfang 1971 legte der japanische Botschafter in Kenia Präsident Kenyatta den Plan einer Transaf rikastraßen-verbindung vor, die Mombasa mit Lagos verbinden soll. Etwa zehn Tage wird man für eine Reise vom Indischen Ozean zum Atlantik benötigen und an Orten übernachten, deren bloße Existenz bisher unbekannt war. Güter aller Art werden den Seeweg mit der Straße vertauschen, weite Gebiete völlig neu erschlossen werden.

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Wie ursprünglich vorgeschlagen, sollte diese Straßenverbindung sieben Länder berühren — Kenia, Uganda, Zaire, Zentralafrikanische Republik, Tschad, Kamerun und Nigeria — eine Länge von 7060 km haben und eine vierspurige Autobahn zu schätzungsweisen Kosten zwischen 100 und 300 Millionen Pfund werden. Die Vorschläge der Japaner enthielten neben den Plänen für die Durchführung des Projektes auch — zunächst unverbindlich — finanzielle Zusagen. Triebfeder des japanischen Vorschlages ist die Versorgung der japanischen Wirtschaft mit fehlenden Rohstoffen; und gleichzeitig mit der Verbesserung der Infrastruktur werden diese Länder auch als Absatzmärkte für japanische Fertigwaren interessanter.

Auf afrikanischer Seite befürchtet man jedoch die Folgen eines so massiven japanischen Engagements für die ohnedies schon passiven Handelsbilanzen der afrikanischen Staaten gegenüber Japan. Afrika importiert in stets wachsendem Ausmaß japanische Waren — Elektrogeräte, pharmazeutische Produkte, Industrieeinrichtungen und Autos. Dies macht gegenwärtig etwa neun Prozent der japanischen Exporte aus.

Wenige Monate nach dem japanischen Vorschlag wurde die Idee formell von der UN-Wirtschaftskommission für Afrika (ECA) beraten, und Kontakte mit anderen außerafrikanischen Interessenten wurden aufgenommen. Bis dahin waren erst sechs afrikanische Staaten involviert. Ein „Transafrica-Highway-Komitee“ wurde ins Leben gerufen, das von diesen sechs Ländern beschickt wurde.

Das afrikanische Expertenkomitee vertritt den Grundsatz, daß sich die von der Straße berührten Länder neben anderen Kreditgebern auch selbst finanziell beteiligen sollten. Schon bei der ersten Sitzung des Komitees stellte sich heraus, daß das Projekt rasch das Interesse der internationalen Geschäftswelt gefunden hatte. An der Sitzung nahmen, neben Beobachtern aus Japan, auch Experten aus Großbritannien, den USA, der Bundesrepublik Deutschland, aus Holland, Belgien und Frankreich teil.

Das Komitee kam zu der Ansicht, daß der ursprüngliche japanische Kostenvoranschlag zu hoch gewesen sei. Auch stellte sich heraus, daß nur etwa 10 Prozent der geplanten Straße tatsächlich neu gebaut werden müssen. Die restlichen 90 Prozent sind nach Urteil des Komitees in der einen oder anderen Form bereits vorhanden. Auch wurde der Plan einer vierspurigen Autobahn zugunsten des realistischen Projekts einer zweispurigen Allwetterstraße fallengelassen.

Die Transafrika-Route könnte auch mit der geplanten Trans-Sahara-Straße, die von Algier nach Niger und Mali führen wird, verbunden werden. Diese Straße soll schon bis 1975 fertiggestellt sein. Nicht nur diese wichtige Verbindung mit der Trans-Sahara-Straße im Westen des Kontinents, sondern auch Verbindungen mit den bereits in Bau befindlichen Projekten der Kenia-Äthiopien-Straße, wie auch dem sogenannten „hell run“ zwischen Tansania und Sambia im Osten, würden schließlich ein kontinentales Straßennetz schaffen.

Doch bei aller Begeisterung der Afrikaner für den japanischen Plan liegen der Verwirklichung desselben noch zahlreiche Schwierigkeiten im Wege. Abgesehen von der innenpolitischen Labilität der beteiligten afrikanischen Staaten, belasten auch außenpolitische Gegensätze ihr Verhältnis zueinander. Diese unsichere politische Situation wirkt sich naturgemäß auch auf die finanzielle Lage aus. Daher erscheint das Projekt nur dann realisierbar, wenn es großzügige Unterstützung im Rahmen der Weltentwicklungshilfe erhält.

Mag auch die Verwirklichung des japanischen Projektes noch auf sich warten lassen, so zeigt die Initiative Japans auf dem Schwarzen Kontinent doch deutlich, daß man in Tokio nicht gewillt ist, den Rotchine-sen dieses Feld kampflos zu überlassen. Der bereits in vollem Gang befindliche Bau der Eisenbahnverbindung zwischen Tansania und Sambia, der durch massive chinesische Hilfe ermöglicht wird, scheint die Japaner besonders zu beunruhigen.

Es ist keineswegs eine müßige Spekulation, wenn Experten damit rechnen, daß Schwarzafrika in einigen Jahrzehnten zu einer Domäne der asiatischen Großmächte China und Japan werden könnte.

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