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Nicht nur eine Sprachminderheit

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Aber: die Kombination „magya-gyarisch-deutsch“ ist 1961 gegenüber 1951 fast ganz verschwunden (162 Personen) ebenso wie jene „deutsch-magyarisch“ (128), was für jede dieser Gruppe nur noch 0,06 beziehungsweise 0,05 Prozent der Gesamtbevölkerung darstellt (1951 noch je 0,88 Prozent). Die ebenfalls gefragte Kombination „kroatisch-magyarisch“ und „magyarisch-kroatisch“ ist von 132 Personen 1951 auf zwei Personen 1961 (beide zusammen) zurückgegangen, also verschwunden. Das alles besagt, daß die Zahl der volksbewußten Magyaren zugenommen hat, hingegen die Mischtypen weitgehend eingedeutscht wurden. Auch bei den Mischtypen weichen die amtlichen Statistiken des österreichischen Statistischen Zentralamtes und jene der burgenländischen Landesregierung bezüglich der Volkszählungsergebnisse 1961 voneinander ab. Nach der erstgenannten, erst jetzt veröffentlichten Statistik betrug die Zahl der Angehörigen des Mischtyps „deutseh-magyarisch“ 609 = 0,21 Prozent der mit 271.001 Personen angegebenen Gesamtbevölkerung des Burgenlandes und jene der Angehörigen des Mischtypus „magyarisch-deutsch“ 481 = 0,18 Prozent. Auch bei Zugrundelegung dieser Ziffern sind die hier gemachten Bemerkungen richtig.

Die Magyaren siedeln im Burgenland in zwei Gemeinden, in denen sie (1961) die Mehrheit darstellen, nämlich Siget i. d. Wart und Unterwart (pol. Bez. Oberwart); in einer Gemeinde, nämlich Nikitsch (pol. Bez. Oberpullendorf) haben sie mit 1019 rund die Hälfte der Einwohner. Nur in fünf weiteren Gemeinden stellen sie mehr als ein Prozent der Bevölkerung.

Die Magyaren sind zwar eine echte Volksgruppe, so gering an Zahl sie auch sind, und nicht nur eine Sprachminderheit. Sie genießen aber nicht den besonderen Schutz des Staatsvertrages 1955, sondern nur den allgemeinen Minderheitsschutz vor Diskriminierung nach dem Friedensvertrag von St. Germain, ferner den positiven Volksgruppenschutz (protective measures) des Art. XIX StGG.

Drei Schulen im Burgenland

Im Burgenland, das als Musterbeispiel einer gerechten Ordnung zwischen Mehrheitsvolk und ethnischen Minderheiten gelten kann, haben die Volksgruppen auch eigene Schulen. Die amtliche Liste der magyarischen Volksschulen8 weist deren drei auf: Mitterpullendorf, Sziget (Siget) und Unterwart. Allerdings ist das nicht so zu verstehen, als ob Magyarisch (in der amtlichen Schulstatistik der burgenländischen Landesregierung irrig „ungarisch“ genannt, wthrend die betreffenden Volksschulen aber richtig als „magyarische“ bezeichnet sind) die Hauptunterrichtssprache wäre. Vielmehr ist ebenso wie an den kroatischen Volksschulen Deutsch die erste Unterrichtssprache,

doch ist an den genannten drei Schulen magyarisch die zweite Unterrichtssprache. Diese ist auch Lehrgegenstand. Im Schuljahr 1962/63 betrug die Zahl der Schüler magyarischer Muttersprache 628 (309 männlich, 319 weiblich), davon 507 an Volksschulen, 108 an öffentlichen Hauptschulen, die übrigen an privaten und Sonderschulen. Dies waren 1,8 Prozent aller burgenländischen Pflichtschüler.

Im Burgenland gibt es derzeit* zwei magyarische Volksschulen, das heißt Schulen mit magyarischer Sprache, und zwar in Siget und in Unterwart. Für die Schule in Siget in der Wart werden für das Schuljahr 1964/65 25 Schüler (eine Klasse) und in Unterwart 109 Schüler (vier Klassen) ausgewiesen. Gegenüber dem Stand von 1962/63 bedeutet dies in S(z)iget einen empfindlichen Rückgang um zwölf Schüler, in Unterwart einen kleineren um sechs Schüler. Beide Schulen sind öffentlich. Die magyarische Sprache ist an diesen Minderheitsschulen zweite Unterrichtssprache neben Deutsch.

Im religiösen Bereich haben die Burgenlandmagyaren seit der Litur-giereforrn in zwei Pfarren die Predigt in ihrer Muttersprache10.

Im Burgenland hatten noch aus der ungarischen Zeit konfessionelle Pflichtschulen bestanden, neben denen es nur wenige Gemeindeschulen gab. Da seit dem Apponyischen Schulgesetz von 1907 das Magyarische auch in den Gebieten der Nationalitäten in der Schule absolut do-

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