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... sondern Dienst an der Welt

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• Das „Neue“ in der Jungschar präsentiert sich auch in neuen Methoden. Wir, am Anfang, spürten nur dunkel und ungewiß die Umbruchsituation von der klassischen Jugendbewegung zu etwas Neuem, dessen Konturen sich erst dunkel abzeichneten. Unseren Nachfolgern blieb es vorbehalten, diesen Brückenschlag vom Gestern ins Morgen zu vollziehen. Zu Elementen der traditionellen Jugendbewegung gesellten sich in der Jungschar ganz neue Methoden, sowohl in der Verkündigung wie in der Organisation. So etwa verzichtete man nicht auf alle Vorteile einer herkömmlichen Mitgliederbewegung, bewahrte aber genügend Elastizität, um in jährlichen Großaktionen vielen zehntausend Buben und Mädchen die informelle Chance zu bieten, kurzfristig mitzutun.

Dieser Gedanke, so scheint mir wenigstens, ist wert, auch in anderen Bereichen katholischer Arbeit überlegt zu werden. Wir leben nicht mehr- in den Zeiten der großen Massenbewegungen, in denen sich Zehntausende begeistert für ein großes Ziel engagieren. Wohl aber ist es möglich, viele Menschen zu spontanen Aktionen zu vereinen, wenn die Grundidee dieser Aktion eine ausreichende Attraktivität und Motivation besitzt. Eben diese Ideen hatte die Jungschar immer. Ob es jetzt eine Lichtstafette war oder das Drei-königssingen, die „Weltreise“ oder die Bubenolympiade, die Fastenaktion oder die jetzt laufende Jungscharwoche mit Tausenden von Veranstaltungen: Immer wurde in glücklicher Weise das pädagogische und das apostolische Moment mit dem Interessanten verbunden, wobei die Erziehung zur Selbsttätigkeit, die wie ein roter Faden die gesamte Jungschararbeit durchzieht, von besonderem Wert ist. Nur so ist es auch zu erklären, daß in den letzten 20 Jahren mehr als 350.000 Buben und Mädchen von der Katholischen Jungschar erfaßt wurden, daß zur Zeit 92.000 Buben und Mädchen Mitglieder der Jungschar sind, daß allein durch das Sternsingen 72 Millionen Schilling aufgebracht werden konnten. Solche Zahlen erreicht nicht nur keine andere Kinderorganisation in Österreich. Solche Zahlen hat auch nie zuvor irgendeine andere katholische Kinderorganisation in unserem Land erzielen können. • Das „Neue“ in der Jungschar präsentiert sich auch in den „Ehemaligen“, in den früheren Führungskräften, man könnte etwas boshaft auch sagen: im „Volkssturm“ der Jungschar: Wir wollen Jungschar nicht um der Jungschar willen, sondern um der Kirche willen. Und darum präsentieren sich heute auch die ehemaligen Jungscharführer und -führerinnen nicht als „Alt-Herren-Verband“, sondern als Männer und Frauen, die in den verschiedensten Gliederungen der Katholischen Aktion, im öffentlichen Leben, in den vielfältigsten Berufen Verantwortung übernommen haben.

20 Jahre Katholische Jungschar. Was sind schon 20 Jahre?, könnte man einwenden, und der Einwand trifft zu. Und doch sind heute 20 Jahre mehr als früher. Immer rasanter dreht sich das Rad der Zeit. Was gestern noch gewiß schien, kann morgen schon fragwürdig sein. Eine neue Generation wächst heran. Junge Menschen, die die großen gesellschaftlichen Wandlungen unserer Tage mit neuen Antworten meistern müssen. Eltern, Schule und Jungschar werden auf die Formulierung dieser Antwort vorbereiten müssen: Durch die Erziehung zur Selbsttätigkeit inmitten der Gefahr des Konsumentendaseins. Durch die Erziehung zur Frage in dem Verfallensein an die Meinung des „Man“. Durch die Erziehung ständiger Reflexion — auch des Glaubens! — in einer Zeit zunehmender Differenzierung. Im Mittelpunkt aller Bemühungen aber steht das Kind.

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