Biotech-Medizin: Nutzen und Risiken

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Biotech-Unternehmen segeln zur Zeit mit kräftigem Rückenwind. An den Börsen setzen die Anleger auf Biotech-Papiere. In Meinungsumfragen erzielt die medizinische, die "rote Gentechnik", breite Zustimmung - noch vor fünf, sechs Jahren unvorstellbar. Und die Pharmaindustrie stellt immer mehr Medikamente zur Verfügung, die nur mit biotechnologischen Verfahren entwickelt und produziert werden konnten. Viele Branchenkenner sagen voraus, dass es bald keine anderen Arzneimittel-Innovationen mehr geben wird.

Rosige Zeiten also für Pharma-Hersteller wie Baxter? Für das Unternehmen ist Österreich seit der Übernahme der früheren Immuno AG einer der größten Standorte des Konzerns außerhalb des Stammlandes USA. Baxter ist einer der Biotech-Pioniere: 1992 brachte das Unternehmen das erste gentechnisch hergestellte Präparat zur Behandlung der Bluter-Krankheit auf den Markt. Die Nachfrage ist seither stetig gestiegen, und obwohl inzwischen mehrere Mitbewerber ähnliche Produkte anbieten, stieg der Bedarf stets schneller als die Kapazitäten der Hersteller.

Der gentechnische Faktor VIII ist damit eines der erfolgreichsten Biotech-Produkte weltweit.

Weitere Biotech-Entwicklungen folgen: So arbeitet Baxter an rekombinant hergestellten Impfstoffen und an neuen therapeutischen Proteinen. Präparate der Kategorie "klassische pharmazeutische Biotechnologie": Diese Gentechnik findet "im Saale" statt: Genetisch veränderte Zellen produzieren in einem Fermenter unter künstlich geschaffenen Bedingungen dringend benötigte Wirkstoffe. Der Nutzen ist eindeutig: Diese Präparate retten Menschenleben. Insoweit sind die Aussichten für Biotech-Unternehmen wie Baxter tatsächlich günstig. Nicht nur wirtschaftlich: Auch Konflikte mit der öffentlichen Meinung, mit wichtigen gesellschaftlichen Gruppen, oder mit ethischen Bedenken sind kaum zu erwarten.

"Designer-Kinder"?

Sind trotzdem keine gesellschaftlichen oder ethischen Konfliktpotenziale vorstellbar? Tatsächlich sollte trotz der grundsätzlichen Zustimmung zur "roten Gentechnik" nicht übersehen werden, dass gerade manche medizinische Anwendungen dieser Technologie die heftigsten Diskussionen auslösen. Ein Beispiel dafür ist die Präimplantations-Diagnostik, also Produktion so genannter "Designer-Kinder". Ein Feld, auf dem sich Baxter freilich ebensowenig bewegt wie bei ebenso umstrittenen Eingriffen in die Keimbahn, also von gezielten Veränderungen der Erbanlagen eines (erbkranken) Patienten.

Doch immerhin arbeitet Baxter schon heute an Projekten, die zwar zu dramatischen Verbesserungen für bestimmte Patientengruppen führen sollen, die aber sehr wohl höchste Sensibilität und Offenheit für ethische Fragen erfordern: Zum Beispiel die Gentherapie oder die Xenotransplantation.

Es gibt ein weit fortgeschrittenes Baxter-Projekt zur gentherapeutischen Behandlung der Hämophilie A - der Erfolg würde die Patienten von der lebenslangen Behandlung unabhängig machen, die "Heilung" der Erbkrankheit wäre möglich.

Wie bei jeder klinischen Entwicklung ist auch hier der erhoffte Nutzen gegen mögliche Risiken der neuen Methode abzuwägen. Die Tatsache, dass den Patienten dabei "fremdes" Erbgut zugeführt wird, erfordert zusätzlich zur Abklärung der Sicherheit auch ethische Überlegungen. Das gilt noch mehr für die Xenotransplantation: Ziel dieser Forschung ist die Züchtung von Tieren, die genetisch so verändert wurden, dass ihre Organe als Spenderorgane für todkranke Menschen dienen können. Heute sterben jährlich tausende Patienten, weil sie nicht rechtzeitig das passende Spenderorgan erhalten. Dieser Hoffnung stehen Fragen gegenüber, die derzeit nicht endgültig zu beantworten sind: etwa die nach der möglichen Übertragung "versteckter" Krankheitserreger vom Tier auf den Menschen. Für Baxter heißt das, dass im Interesse von zahllosen Patienten die Forschungsanstrengungen konsequent vorangetrieben werden, dass dies aber nicht "ohne Rücksicht auf Verluste" geschehen kann.

Wie geht das Unternehmen damit um? Damit ethische Fragen künftig ausreichend berücksichtigt werden, hat sich Baxter ein bio-ethisches Beratungsgremium geschaffen. Je weiter die Forschung auf dem Gebiet der Gentechnik fortschreitet, umso wichtiger wird eine solche Beratung werden. Vorerst aber werden die Biotech-Innovationen, die Baxter auf den Markt bringt, noch in die Kategorie "klassische pharmazeutische Biotechnologie" fallen: neuartige Wirkstoffe, von genetisch veränderten Zellen, im Fermenter hergestellt. Produkte, die Leben retten.

Der Autor leitet die Öffentlichkeitsarbeit der Firma Baxter, die für dieses Dossier einen Druckkostenbeitrag leistete.

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