Don Giovanni als gespiegelter Falco

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Umstrittene Mozart-Inszenierung in Linz.

Auf Wunsch von Opernchef Dennis Russell Davies wurde "Don Giovanni" im Großen Haus des Linzer Landestheaters nach Jahrzehnten wieder einmal ganzheitlich in deutscher Sprache gegeben. Wortwitz und Komik der Dialoge sollten das Publikum, vor allem "die Jugend", direkt erreichen. Grundsätzlich eine gute Idee. Regisseur Andreas Baesler griff sie auch gerne auf und wählte eine Übersetzung des deutschen Duos Bettina Bartz und Werner Hintze.

Gelohnt hat sich die Mühsal der Einstudierung aber nur bedingt, da die Gesangstexte ähnlich schwer verständlich waren wie zuvor jene in Italienisch. Was hingegen überdeutlich ankam, war eine Sprache, die zur Inszenierung mit entsprechender Mimik und Gestik der meisten Akteure passte: plump und ordinär. Muss das so sein? Soll das "die Jugend" ins Theater treiben? Und welche "Jugend"?

Während das Bruckner Orchester Linz unter dem Dirigat seines Chefs Davies zu den dramatischen und schwelgerisch schönen Höhen Mozart'scher Musik geführt wurde, ging es auf der raffiniert gebauten Bühne (Hermann Feuchter) recht handgreiflich "amourös" zu. Martin Achrainer, in Kostüm und Attitüde zu einem Falco-Abklatsch stilisiert, darf seinen sonoren Bariton nicht als charmanter Verführer einsetzen, sondern muss einen primitiven Grapscher darstellen, der keinen Zweifel darüber lässt, in welches "Schloss" (mit Reißverschluss) er die sich mit ihrem strahlenden Sopran naiv gebende Zerlina (Alesja Miljutina) einzuladen gedenkt.

Markant brachte er seine unkultivierte und gewaltbereite Rücksichtslosigkeit auch Leporello gegenüber (ausgezeichnet: Steffen Rössler) ins Spiel. Besonders gut gefielen Isaac Galán als vifer Bräutigam Zerlinas und Gotho Griesmeier als charakterlich starke Donna Anna. Eine Klasse für sich: Nikolai Galkin (Komtur). Als Zitat aus Falcos Biographie ließ sich des Öfteren die Figur der Mutter blicken. Und des Linzer Giovannis Ende? -: Ein fast nacktes, "verpsychologisiertes" Häuflein Elend, das sich in einer selbst verursachten Explosion ins Feuer schickt.

Leider wurde wieder einmal ein indisponierter Sänger, der darstellerisch überzeugende Christian Zenker (Don Ottavio), nicht angesagt. Besonders bedauerlich: Auf das kostbare Schluss-Sextett wartete man vergebens.

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