Ein Land für Florian "entflammt"

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Oberösterreich startet mit Bayern die Suche nach der gemeinsamen kulturellen Identität. Die Ergebnisse dieser Suche zeigt die Landesaustellung "Grenzenlos". Einen Vorgeschmack darauf bietet dieses in Kooperation mit dem Land Oberösterreich entstandene OÖ-spezial, das sich daneben noch dem neuen Landespatron Florian und der bildungs- und arbeitsmarktpolitischen Situation in Oberösterreich widmet. Der "heimliche" Landespatron Florian ist offiziell der zweite Landespatron von Oberösterreich geworden. Das Motto "entflammt" steht über einer Fülle von kulturellen und religiösen Veranstaltungen im Florian-Jahr 2004.

Oberösterreich steht derzeit ganz im Zeichen des Heiligen Florian: Am 1. Mai startete das offizielle Florian-Jahr 2004. Anlass ist der Märtyrertod des Heiligen vor 1.700 Jahren. Das Motto "entflammt" steht über einer Reihe von kulturellen Veranstaltungen und Aktionen des Landes Oberösterreich, der katholischen Kirche und der Feuerwehren. Schon bisher war Florian der "heimliche" Landespatron. Am 4. Mai, dem 1.700 Todestag Florians, erhielt er diesen Titel aber ganz offiziell in einem Festakt im Stift St. Florian bei Linz. Damit ist ein Beschluss der oberösterreichischen Landesregierung vom 17. März 2003 in Kraft getreten, mit dem neben dem bisherigen Landespatron Leopold nun auch Florian zum oberösterreichischen Landespatron ernannt wurde.

"Historische Stunde"

Florian ist der einzig namentlich bekannte und historisch fassbare Märtyrer Österreichs aus frühchristlicher Zeit und mit dem oberösterreichischen Raum aufs Engste verbunden. Seine Hilfe wird seit Jahrhunderten angerufen bei Feuergefahr, Stürmen, Unfruchtbarkeit der Felder, Dürre und Brandwunden. So wurde er zum Schutzpatron der Feuerwehren und aller Berufsgruppen, die viel mit Feuer zu tun haben.

Florian hatte sich geweigert, den von ihm abverlangten Eid auf die Staatsgötter Roms zu leisten. In einem Schauprozess wurde er zum Tod verurteilt. Vollstreckt wurde das Urteil am 4. Mai 304 an der antiken Ennsbrücke: Er wurde mit einem Stein um den Hals in den Fluss gestürzt und ertränkt. Der Legende nach soll eine Witwe seinen Leichnam geborgen und in den Wäldern des Ipftales bestattet haben. An dieser Stelle wird seit Jahrhunderten im Augustiner-Chorherren-Stift St. Florian bei Linz sein Vermächtnis und seine Verehrung gepflegt.

Vorbild für Heute

Vor der Überreichung der Urkunden über die Erhebung Florians zum neuen oberösterreichischen Landespatron sprach Landeshauptmann Josef Pühringer von einer "historischen Stunde". Auch unsere heutige Zeit und Gesellschaft brauche Vorbilder, Identifikationspersönlichkeiten, die den Gemeinsinn fördern und das Zusammenleben stärken. Florian sei ein solcher Mensch gewesen, sagte der Landeshauptmann und stellte fest: "Florian verkörpert die zeitlos gültigen Werte der Solidarität, der Zivilcourage, des Eintretens für Bedrängte."

In der Verwirklichung solcher Werte geschehe ein wesentlicher Beitrag zur Gestaltung der Welt, so der Landeshauptmann. Florians Tugenden seien auch für die Menschen des 21. Jahrhunderts wichtig, begründete er die Sinnhaftigkeit eines Landespatrons.

Bischof Maximilian Aichern würdigte den Heiligen Florian als ein ermutigendes Vorbild für den gegenwärtigen Menschen. Auch die Menschen heute seien zur Solidarität mit ihren Mitmenschen, zumal den Notleidenden, aufgerufen. Diese Solidarität dürfe nicht an den Grenzen des eigenen Landes, nicht an Europas Grenzen Halt machen, sondern müsse die Menschen in aller Welt einbeziehen, rief der Bischof auf. Die christlichen Märtyrer hätten - nicht wie heutige Selbstmordattentäter - Verhärtung und Feindschaft hinterlassen, sondern sie würden Hoffnung geben und zum Frieden beitragen. Für Bischof Aichern ist Florian "ein Urheiliger" des Donauraumes. Angesichts der eben vollzogenen Erweiterung der Europäischen Union wertete er Florian sogar als "Patron für das politische und menschliche Unternehmen der Einigung Europas."

Schulfrei am 4. Mai

Vor allem auf die Schüler wird der neue Landespatron Auswirkung haben. Ab dem kommenden Schuljahr ist nicht mehr der 15. November, der "Leopolditag" schulfrei, sondern der 4. Mai.

Eine Vielzahl von Wallfahrten zum Stift St. Florian im heurigen Gedenkjahr wird ergänzt durch drei Ausstellungen. Sie beleuchten an den Schauplätzen des historischen Geschehens unterschiedliche Aspekte des Florianbildes und ergeben in ihrer Zusammenschau ein facettenreiches Bild der damaligen Lebensumstände, Ereignisse und deren bis in unsere heutige Zeit fortdauernden Auswirkungen.

Drei Ausstellungen

Eine Ausstellung im Museum Lauriacum in Enns beschäftigt sich mit dem Lebensraum und dem Umfeld des Heiligen. Das Ennser Museum gilt als eines der wichtigsten römerzeitlichen Museen in Österreich von internationaler Bedeutung. Die Lebensdaten des heiligen Florian - dessen Leben nicht nur in politischer Hinsicht "grenzwertig" war - fallen in eine Zeit großer politischer, wirtschaftlicher, sozialer und religiöser Umwälzungen, die gekennzeichnet war durch umfangreiche Reformen und die schwerste Verfolgung, der das noch junge Christentum je ausgesetzt war.

In der Unterkirche der "St. Laurenz Basilika" in Enns-Lorch sind Zeugnisse des frühen Christentums an der Donau ausgestellt. Der Besucher bewegt sich inmitten der frei gelegten und konservierten baulichen Überreste eines römischen Gebäudes und einer frühchristlichen Kirche. Die Einheit von Ausgrabung, Dokumentation und archäologischem Befund ist hier tatsächlich gegeben und für den Besucher nachvollziehbar. Im Mittelpunkt der Präsentation stehen archäologische Zeugnisse zum frühen Christentum an der Donau. Rund um die Lorcher Basilika wurde ein meditativer Umgang installiert, der die Haltungen Florians für die Gegenwart aktualisiert.

Schließlich präsentiert das Stift St. Florian einen Überblick über die Florianverehrung. Zentrum dieser Verehrung sind die Stiftsbasilika, die Krypta und die Johanneskirche im Ort. Unter anderem wird im "Floriangang" mit Hilfe von wertvollen Bildern und Skulpturen die Florianverehrung durch die Jahrhunderte vergegenwärtigt.

Weitere Informationen:

www.florian2004.at

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