Fabrik Andy Warhol

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Die Kunsthalle Wien präsentiert den "Papst der Popkultur".

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Die Kunsthalle Wien präsentiert den "Papst der Popkultur".

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Er wollte einen Massenartikel erfinden, der die Popularität von "Bluejeans" erreicht. Und er wollte so unsterblich werden wie seine Bildsujets Marilyn Monroe oder Coca-Cola. Dem Sohn slowakischer Einwanderer mit dem ursprünglichen Namen Andrew Warhola gelang der amerikanische Traum: Vom schüchternen Werbegraphiker aus Pittsburgh avancierte er zum Superstar und "Papst der Popkultur".

Zwölf Jahre nach seinem Tod sind Andy Warhols zu Ikonen stilisierte Bilder auch in Europa gefragter denn je. Neben der in Linz laufenden Ausstellung (Furche 52, 1998) hat nun die Kunsthalle Wien eine 600 Werke umfassende Warhol-Schau inszeniert.

Bereits am Eröffnungstag wurde die Ausstellung zum Massenspektakel. Dies liegt nicht nur an der Mythisierung der Person Warhols, sondern auch an dessen Aktualität durch die Vorwegnahme vieler Aspekte gegenwärtiger Kunstdiskurse. In einer Direktheit wie kein anderer Künstler der Nachkriegszeit hat Andy Warhol das "Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit" (Walter Benjamin) neu definiert. Die "Factory" verstand sich als Kunstfabrik mit zahlreichen Mitarbeitern, die gemeinsam Bilder, Objekte, Drucke, Filme und Musik hervorbrachte. Die Infragestellung der Autorenschaft bestand etwa auch darin, daß Andy Warhol Zeichnungen von seiner Mutter signieren ließ. War Julia Warhola nicht im Atelier, so imitierte ein Mitarbeiter die Unterschrift der Mutter.

Der Veränderung des Kunstbegriffs und dem Umgang Warhols mit Kunst in der Konsumgesellschaft ist die Schau unter dem Titel "Factory" gewidmet. Im Unterschied zu vorhergehenden Ausstellungen wird nicht ein einzelner Aspekt des umfassenden Werks hervorgehoben, sondern multimedial und vielfältig das interdisziplinäre Schaffen Warhols beleuchtet.

Ein Ereignis für alle Warholfans ist das nur für die Ausstellung eingerichtete Kino, in dem "Factory"-Kultfilme wie "Sleep" oder "Empire" gezeigt werden (Von Samstag, 27., bis Sonntag, 28. März, steht sogar eine 24-Stunden-Warhol-Filmnacht auf dem Programm). Neben der zickzackartigen Ausstellungsgestaltung des New Yorker Architekten Gaetano Pesce besticht der visuell und konzeptuell hervorragend gestaltete Katalog. (Bis 2. Mai)

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