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Homosexuell am Balkan

Während "Gay Prides“ in West- und Mitteleuropa kaum mehr für Aufsehen sorgen, führen sie auf dem Balkan immer wieder zu gewalttätigen Übergriffen von Rechtsextremen. Erst kürzlich wurde deshalb die für 6. Oktober geplante "Gay Pride“ in Belgrad abgesagt. Srdjan Dragovi´c dient diese homophobe Stimmung als Basis für eine schrille Komödie, die sich im exjugoslawischen Raum zum Publikumshit entwickelte. Im Mittelpunkt steht ein Kriegsveteran und Macho par excellence, der auf Drängen seiner Geliebten den Schutz einer geplanten "Gay Pride“ übernimmt. Weil er in seiner Umgebung aber keine Helfer findet, stellt er mit ehemaligen Kriegsgegnern aus Kroatien, Bosnien und dem Kosovo eine kleine Schutztruppe zusammen. Dragovi´c setzt nicht auf Zwischentöne, sondern inszeniert im Stil Emir Kusturicas schwungvoll und sichtlich mit Herzblut und Engagement. Unbekümmert spielt er mit Klischees und zeigt, wie sich Gegensätze auflösen, wenn man sich auf den anderen einlässt. Den Ernst des Hintergrunds verliert er dabei trotz der Lust an Klamauk und Situationskomik nie aus den Augen. (Walter Gasperi)

Parada

SRB/HR/MK/SLO 2011. Regie: Srdjan Dragojevic. Mit Nikola Kojo,

Milos Samolov. Polyfilm. 115 Min.

Mozarts Schwester

Maria Anna Walburga Ignatia Mozart (1751-1829) wurde "Nannerl“ genannt, auch dass sie zeitlebens im Schatten ihres Bruders stand - alles soweit bekannt. Dieses Filmdrama behauptet nun eine höchst spekulative aber plausible Geschichte: Leopold und Anna Maria Mozart präsentieren ihre Wunderkinder an Europas Fürstenhöfen. Weil die Achse der Pferdekutsche bricht, müssen die Mozarts eine Zwangspause in einem Kloster nahe Paris einlegen. Dorthin hat Ludwig XV. auf Veranlassung der Mätresse Marquise de Pompadour, drei seiner Töchter verbringen lassen. Nannerl befreundet sich mit "Schiff“, mit Prinzessin Thérèse Félicité, der sie wenig später als Postillon D’Amour - in einer Hosenrolle - am französischen Königshof dient. Zu ihrem Unglück gefällt sie dem Dauphin, dem Thronfolger, der sie zwar nach ihrer Selbstbehauptung als Frau dazu ermutigt, zu komponieren, sie aber auch kurz darauf in Sachen Liebe schmählich enttäuscht. Ein schöner Film mit dem Credo, dass Kreativität nicht auf dem Altar der Familie geopfert werden darf. (Rudolf Preyer)

Nannerl - Die Schwester von W. Amadeus Mozart (Nannerl, la sœur de Mozart)

F 2010. Regie: René Féret.

Mit Marie Féret. EMW. 120 Min.

Feinfühlig den richtigen Ton treffend

Fünfzehn Jahre alt zu sein und die Verwirrungen zu verkraften, die der Hormonhaushalt verursacht, wäre Herausforderung genug. Donald hat nicht nur damit zu kämpfen: Seine Zeit läuft ab, viel zu früh, er ist sterbenskrank. - Und er ist verschlossen und aggressiv, finden seine verzweifelten Eltern, also schleppen sie ihn zu einer Reihe an Psychologen (darunter "Herr der Ringe“-Gollum Andy Serkins).

Der junge Mann übersetzt Wut und Ängste aber lieber in Comic-Zeichnungen, als sie zu besprechen, hängt mit seinen Freunden ab und verknallt sich in Mitschülerin Shelly. Wehmut, ja, liegt permanent in der Luft, aber wenn Ian Fitzgibbon Anthony McCartens Roman "Superhero“ verfilmt, verlässt er die Klischees der Krebs thematisierenden Teenager-Dramen nur allzu gerne: Sei es durch Einsatz von Animationen, sei es durch den lebensechten Tonfall, der sich vor der emotionalen Bandbreite nicht scheut. Ganz famose Darsteller agieren für ihn, wie Thomas Brodie-Sangster ("Tatsächlich … Liebe“), der mit Feingefühl den todgeweihten Burschen ausfüllt.

Selbst die Botschaft des "Seize the day - Nutze den Tag“ bringt Fitzgibbon unter, ohne unangenehm dick aufzutragen: Das ruhige, schwarzhumorige und auf die Psychologie der Figuren fokussierte Drama trifft den richtigen Ton. Und bewegt. (Nicole Albiez)

Am Ende eines viel zu kurzen Tages (Death of a Superhero)

D/IRL 2011. Regie: Ian Fitzgibbon. Mit

Thomas Brodie-Sangster, Andy Serkins, Aisling Loftus. Polyfilm. 97 Min.

Animierter Dracula

Graf Dracula, der Angst und Schrecken verbreitet, war einmal. Wovor fürchtet er sich eigentlich selber? Vor den Menschen. Wer auch hätte anderes gedacht? Also wurde in dem animierten Gruselspaß "Hotel Transsilvanien“ in Draculas Luxusherberge für Untote - die dicke Mumie Murray, der behäbige Frankenstein mit Gattin oder die gestresste Familie Werwolf - der blutsaugenden Provenienz ein Mensch gesichtet. Und der - mon dieu! - verliebt sich dann auch noch in des Grafen Tochter. (red)

Hotel Transsilvanien (Hotel Transylvania)

USA 2012. Regie: Genndy Tartakovsky.

Sony. 91 Min.

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