Spätestens seit Friedrich Torberg sein berührendes Gedicht über das "Kind aus Favoriten" Matthias Sindelar veröffentlicht hat, weiß man auch hierzulande, wie viel manche Giganten der Literatur für das runde Leder übrig haben. Das ist ein Faktum, mögen auch manche Titel, wie Peter Handkes "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter", mehr die poetische Ader des Autors als dessen Sinn für Realität oder Kompetenz für Fußball erkennen lassen (denn beim Penalty flattern die Nerven des Schützen bekanntlich weit mehr als die des Keepers). Als eines der ältesten Phänomene der Globalisierung vereint die Endrunde der Fußball-Weltmeisterschaft im fernen Ostasien nicht nur die schlichten Gemüter, sondern auch die großen Geister aller Hemisphären vor dem Bildschirm, trotz österreichischer Absenz erregt sie auch heimische Edelfedern. Schon in Kenntnis der Teams, die letztlich das Halbfinale erreicht haben, schlägt man natürlich leicht amüsiert nach, was solche Ende Mai im "Format" zu Papier gebracht haben. Da identifizierte sich Robert Menasse mit dem ehemaligen kroatischen Goalgetter Davor Suker, Wendelin Schmidt-Dengler hielt neben den Kroaten auch den Engländern die Daumen, "befürchtete" aber eher von den Franzosen Großes, Kurt Palm prostete "auf das irische Fußballwunder", Gerhard Roth erwartete im Semifinale Spanien, Italien, Argentinien und Frankreich. Der von Luc Bondy jüngst zu Unrecht attackierte Karl-Markus Gauß vermeldete wehmütig und zugleich prophetisch, dass selten jene gewinnen, denen er es gönnt- diesmal waren es in erster Linie Paraguay, Polen und Portugal. Natürlich fehlten in etlichen dieser Texte nicht Seitenhiebe auf Österreichs Mannschaft. Sie ist in der Qualifikation - immerhin - erst an der Türkei gescheitert, die nun mit Brasilien darum rittert, wer im Finale auf den Sieger aus Deutschland gegen Südkorea trifft. Und von allen Prognosen könnte sich letztlich noch ein Aphorismus des Briten Garry Linecker bewahrheiten, den Gauß genüsslich zitierte: "Fußball ist ein Sport, bei dem zwei Mannschaften gegeneinander antreten und am Ende Deutschland gewinnt."
