Gefühlsdrama einer Geisha

Werbung
Werbung
Werbung

Puccinis "Madame Butterfly" bei den Wiener Festwochen: Jubel für das Stadttheater Klagenfurt

Längst gibt es in Klagenfurt ein "Regiegütesiegel Dietmar Pflegerl". Denn in den vergangenen Jahren konnte der Intendant des Stadttheaters mit seinen Operninszenierungen das Publikum begeistern und in Scharen anlocken; zuletzt mit Puccinis "La Bohéme" Anfang dieses Jahres (siehe Die Furche 6/2003). Jetzt wurde sogar die Erfolgsproduktion aus 2001, "Madame Butterfly" von Giacomo Puccini, für würdig erachtet, bei den Wiener Festwochen im Theater an der Wien aufgeführt zu werden.

Mit sensiblem Gespür für atmosphärische Stimmungen zeichnet Dietmar Pflegerl immer in Überstimmung von Text und Musik dieses zu Herzen gehende Gefühlsdrama der unglücklichen Geisha Cio-Cio-San nach, ohne ins Rührselige abzugleiten. Seine stimmige und ästhetische Inszenierung legt bei klarer Personenführung alle Emotionen der Protagonisten offen. Dazu tragen auch die geschmackvollen Kostüme (Annette Zepperitz) bei und das schlicht wirkende, weiße Einheitsbühnenbild (Bernd-Dieter Müller) mit einer weit nach hinten reichenden Schräge, in dem durch faszinierende Lichtstimmungen verzaubernde Bilder entstehen.

Grandios die Sänger: Seo Hye-Yeon aus Korea ist eine berührende, ideale Titelheldin, ihr Sopran ist nuancenreich und verfügt über große dramatische Durchschlagskraft. Sehr höhensicher und mit viel Schmelz singt der Amerikaner Evan Bowers den leichtfertigen Marineoffizier Pinkerton. Andrew Golder verfügt als Konsul Sharpless über einen wohlklingenden, kernigen Bariton. Suzuki ist die mit schön timbrierten Mezzo makellos singende Julia Kim, die auch darstellerisch berührt. Auch allen Sängern der kleineren Partien und dem Chor des Stadttheaters ist ein Pauschallob auszusprechen.

Im Graben ist hingegen nicht alles eitel Wonne. Das liegt in erster Linie am designierten Musikchef der Volksoper, Marc Piollet. Er neigt zu eigenwilligen Tempi, manchmal zu straff, manchmal zerdehnt und nicht unbedingt sängerfreundlich, was auch auf Kosten der Spannung geht. Aber letztlich werden durch das an sich qualitätvolle Spiel der Wiener Symphoniker doch Gefühle und Leidenschaften verströmt. Und das am Ende jubelnde Publikum schämte sich auch nicht, so manche Träne zu vergießen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung