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Alfred Hrdlicka, der Meister des Torsos

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Wäre ich ein Herkules, ich würde alles in Stein machen", sagt Alfred Hrdlicka. Der österreichische Bildhauer liebt den physischen Kampf mit dem harten Material, wie er auch als politisch engagierter Zeitgenosse die rhetorische Auseinandersetzung immer gesucht hat. Die Bildhauerei ist ihm „die Sternstunde eines Themas", und doch hat Hrdlicka stets versucht, ein Thema auch mittels Zeichnung und Druckgraphik „in Griff zu bekommen". Dies macht die vom Frankfurter Kunstverein übernommene Betrospektive im Wiener Künstlerhaus deutlich. Gezeigt werden um die 200 Objekte- Skulpturen, Zeichnungen und Badierungen aus fünf Jahrzehnten.

Unbeeindruckt von Zeitströmungen ist Hrdlicka ein Einzelkämpfer geblieben, für den nach wie vor die menschliche Figur im Zentrum seiner Kunst steht. Es sind Außenseiter der Gesellschaft, vom Leid Gezeichnete („Christus", „Marsays", ein „Sterbender", der „straßenwaschende Jude"), die Hrdlicka zum Inhalt seiner Arbeit gewählt hat. Daß es sich dabei immer auch um eine „schöne" Darstellung der Geschundenen handelt, macht seine Skulpturen widersprüchlich.

Die gut präsentierte Schau erweist Hrdlicka mehr denn je als „Meister des Torsos", als konsequenten Künstler, der weiß, was und wen er in der Kunst schätzt und ablehnt: Als Vorbilder nennt er Michelangelo und Paul Klee, Künstler wie Mondrian und die reine Abstraktion lehnt er ab. Beim Gang durch die Ausstellung fällt es jedoch oft schwer, eine künst lerische Antwort auf Zeitprobleme zu finden - Hrdlickas Steinriesen wirken bisweilen wie Überlebende einer längst vergangenen Epoche. (Bis 22. Juni)

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