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Auch die vielen schweren Waffen konnten den Mord am Karfreitag in Jerusalem nicht verhindern. Wie auch? So voll wie an diesen Ostern haben selbst die stresserprobten Einwohner ihre Altstadt selten erlebt. Kalendarisch fielen das Osterfest der westlichen und der orthodoxen Kirchen zusammen. Zehntausende Christen aus aller Welt wollten gleichzeitig den Leidensweg Jesu über die Via Dolorosa zur Grabeskirche gehen. Die schweren Holzkreuze, die viele dabei trugen, dominierten das Stadtbild. Daneben die schweren Waffen der Sicherheitskräfte. Unter die christlichen Pilger mischten sich viele Juden auf dem Weg zum Pessachfest. Und Muslime, die zum Freitagsgebet wollten. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden nochmals verschärft.

Die englische Studentin war nicht in der Altstadt unterwegs, aber ganz in der Nähe in einer Straßenbahn, als sie auf ihren Mörder traf. Ein 57 Jahre alter Palästinenser aus Ostjerusalem stach mehrmals auf die 21-Jährige ein.

Meldungen über politisch motivierte Messerattacken von Palästinensern auf Israelis sind trauriger Alltag in Jerusalem. Trotzdem schaffte es dieser Mord in die internationalen Medien. Nicht legitim war aber in einigen Fällen der Umgang damit. Die Polizei, die sonst sehr schnell von "Terroristen" spricht, gab sofort bekannt, dass der Mörder psychisch gestört sei. Er hatte vor der Tat die eigene Tochter angegriffen und versucht, sich selbst das Leben zu nehmen. Diesen Aspekt ließen aber manche Berichterstatter unter den Tisch fallen. "Terror gegen Touristen" klingt wohl dramatischer. Auch Israels Premier Netanjahu stellte die Tat auf eine Stufe mit einem islamistischen Anschlag. Dass der Mord nicht diesem Muster entsprach, macht ihn nicht weniger furchtbar. Aber gerade in der so aufgeheizten Situation sollten wir bei den Tatsachen bleiben.

Die Autorin ist Korrespondentin der ARD im Nahen Osten

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