Siegfried kämpft nur am Computer

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Eigentlich müsste die Oper diesmal "Mime“ heißen. Denn Matthäus Schmidlechner gestaltet diese Partie bei Richard Wagners "Siegfried“ am Linzer Landestheater mit großer Präsenz und fabelhaftem Charaktertenor, verschlagen und textverständlich. Bjørn Waag kommt ihm als kerniger Alberich noch am nächsten. Bernadett Fodor ist eine kraftvolle Erda, Dominik Nekel ein mächtiger Fafner. Völlig unartikuliert und vibratoreich singt hingegen Elena Nebera die Brünnhilde. Gerd Grochowski fehlt es als Wanderer an "göttlicher“ Präsenz und Volumen. Und Siegfried? Lars Cleveman singt ihn nur in der Höhe erstklassig, sonst schwer verständlich und zu wenig durchschlagskräftig.

Das exzellent disponierte Bruckner Orchester Linz unter Dennis Russell Davies musiziert klangschön, durchhörbar, sängerfreundlich und präzise. Etwas mehr an klanglicher Ekstase hätte jedoch gut getan.

Beliebig und wenig zündend

"Jetzt beginnt die Zukunft“: Mitten in der Oper erscheint dieses Insert, damit endlich klar ist, wo wir uns befinden. Denn Uwe Eric Laufenberg ist auf seiner "Ring“-Zeitreise nun nach der Vorzivilisation ("Rheingold“) und den Kriegen des 20. Jahrhunderts ("Walküre“) im Computer-Zeitalter angekommen: Siegfried, ein ungehobelter "Couch-Potato“ kämpft nur auf der Leinwand mit dem Drachen. Und man spielt entweder in einer abgetakelten Lagerhalle (Gisbert Jäkel) oder in einem Hochsicherheitstrakt, Fafners Höhle, die für die Weltmacht des Geldes steht, oder in einer verdreckten Reithalle, wo Brünnhilde aus einer Statue erweckt wird. Ideen hätte Laufenberg genug, so wird etwa ansatzweise Globalisierungskritik geäußert. Nur es wirkt alles so beliebig, bloß angedacht, wenig zündend und eher ratlos ausgeführt.

Siegfried

Landestheater Linz 7., 25. Dezember, 17. Jänner

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