ORF Funkhaus - ORF Funkhaus - © Foto: APA

Wrabetz’ ORF-Pläne: Funkhaus in Gefahr

19451960198020002020

Alexander Wrabetz will den ORF nach St. Marx übersiedeln. Die einst teuerste Standortvariante ist plötzlich die billigste.

19451960198020002020

Alexander Wrabetz will den ORF nach St. Marx übersiedeln. Die einst teuerste Standortvariante ist plötzlich die billigste.

Werbung
Werbung
Werbung

Alexander Wrabetz hat es schon wieder gemacht: Der ORF-Generaldirektor hat zum wiederholten Mal just am Freitagabend vor einem verlängerten Wochenende Brisantes kundgetan, auf dass das Thema nicht von der tagesaktuellen Presse aufgegriffen werde. Diesmal geht es um die Berechnungen, auf deren Basis entschieden werden soll, wo der ORF in Zukunft seinen Sitz haben soll. Zur Auswahl stehen der Erhalt der bisherigen Standorte Küniglberg, Funkhaus, Ö3-Gebäude in Heiligenstadt, ein generalsanierter Küniglberg als alleiniger Standort und ein Neubau in St. Marx, der den gesamten ORF beherbergt. Bislang wiesen alle Berechnungen St. Marx als die teuerste der drei Varianten aus. In den neuen Kalkulationen jedoch ist der von Wrabetz favorisierte Standort wie durch ein Wunder zur kostengünstigsten mutiert. In St. Marx, wird frohlockt, könnten enorme "Synergie-Potentiale“ gehoben werden. Ein zentraler multimedialer Newsroom könnte realisiert und Mehrgleisigkeiten bei der Rundfunktechnik beseitigt werden. Damit, heißt es wörtlich, "lässt sich natürlich auch Personal einsparen“.

Gute Gründe und Hintergründe

In der Tat gibt es gute Gründe, die gegen den Küniglberg sprechen: Das erneuerungsbedürftige Gebäude steht unter Denkmalschutz, was notwendige bauliche Veränderungen erschwert bis unmöglich macht. Doch auch ganz andere Interessen spielen eine Rolle: Es ist kein Geheimnis, dass sich die Wiener Stadtregierung den Umzug des ORF nach St. Marx wünscht, um diese trostlose Gegend neben der Südost-Tangente attraktiver zu machen.

Navigator

Liebe Leserin, lieber Leser

diesen Text stellen wir Ihnen kostenlos zur Verfügung. Im FURCHE‐Navigator finden Sie tausende Artikel zu mehreren Jahrzehnten Zeitgeschichte. Neugierig? Am schnellsten kommen Sie hier zu Ihrem Abo – gratis oder gerne auch bezahlt.

Herzlichen Dank, Ihre Doris Helmberger‐Fleckl (Chefredakteurin)

diesen Text stellen wir Ihnen kostenlos zur Verfügung. Im FURCHE‐Navigator finden Sie tausende Artikel zu mehreren Jahrzehnten Zeitgeschichte. Neugierig? Am schnellsten kommen Sie hier zu Ihrem Abo – gratis oder gerne auch bezahlt.

Herzlichen Dank, Ihre Doris Helmberger‐Fleckl (Chefredakteurin)

Die geplante Konzentration auf einen Standort jedenfalls bringt einen gewaltigen Kollateralschaden mit sich: Sie würde das Ende des Funkhauses in der Argentinierstraße bedeuten, wo derzeit Ö1 und FM4 (und auch das ORFLandesstudio Wien) untergebracht sind. „Man kann nicht einfach so über die Mitarbeiter und das Publikum drüberfahren“, empört sich die Ö1-Journalistin Brigitte Fuchs, Mitbegründerin der Initiative „Rettet das Funkhaus“. „Das Funkhaus ist ein zentral gelegener, für das Machen von Radioinformation sehr geeigneter und technisch auf dem neuesten Stand befi ndlicher Ort“, erklärt sie.

Fuchs fürchtet um die Qualität von Ö1, sollten alle ORF-Medien zentral an einem Ort untergebracht werden: zum einen durch die gepriesenen Synergieeffekte (im Klartext: Personalabbau), zum anderen durch die neuen Arbeitsbedingungen, nämlich die Lage an der Peripherie und vor allem den großen Newsroom: „Wenn alle Redaktionen – Fernsehen, Radio, online – zusammengelegt werden, geht die Informationsvielfalt verloren. Ö1 wird von den Informationssendungen getragen. Wenn wir da Abstriche machen, dann könnten manche nach der Legitimation der Rundfunkgebühren fragen.“

Die Initiative „Rettet das Funkhaus“ hat eine Unterschriftenliste im Internet eingerichtet (www. rettet-das-funkhaus.at) Die Petition wurde bislang von 6634 Menschen unterzeichnet (Stand: 29. Mai, 8 Uhr 45).

Michael Krassnitzer

Michael Krassnitzer ist Journalist und Autor und war bis 2002 Furche-Redakteur.

Navigator

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?

Mit einem Digital-Abo sichern Sie sich den Zugriff auf über 40.000 Artikel aus 20 Jahren Zeitgeschichte – und unterstützen gleichzeitig die FURCHE. Vielen Dank!

Mit einem Digital-Abo sichern Sie sich den Zugriff auf über 40.000 Artikel aus 20 Jahren Zeitgeschichte – und unterstützen gleichzeitig die FURCHE. Vielen Dank!

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung