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Digital In Arbeit

Angst vor Machtverlust

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Fünf neu errichtete Telehäuser brachten in-Niederösterreich nicht den gewünschten Erfolg.

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Fünf neu errichtete Telehäuser brachten in-Niederösterreich nicht den gewünschten Erfolg.

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Ist es nicht paradox, wenn Tausende Menschen täglich in die Stadt pendeln, um dort eine Arbeit zu erledigen, die eigentlich ihre nähere, heimatliche Umgebung betrifft? Oft handelt es sich dabei um eine Aufgabenstellung, die mitttels Telearbeit genausogut in der eigenen Region erledigt werden könnte (siehe dazu Dossier Nummer 42/1996).

Als daher vor einigen Jahren in Niederösterreich fünf Telehäuser errichtet wurden, war man noch voll Euphorie. Es wurden Vereine gegründet, damit die Anwendung der neuen Technologien am ländlichen Raum nur ja nicht vorübergehen.

Nach dem anfänglichen Engagement zeigte sich jedoch bald, daß die Entwicklung nicht so schnell erfolgt, wie zu Reginn angenommen. Vielen Menschen wurde diese neue Art der Kommunikation in verschiedenen Projekten einfach übergestülpt. Sie wußten, und viele wissen heute noch nicht, wie Telearbeit überhaupt abläuft: „Jetzt sag' uns endlich, was wir tun sollen!” Mit diesen Worten wandten sich beispielsweise die Mitarbeiter zu Beginn an Günther Draxler. Er ist Geschäftsführer der Telehaus NÖ Ges.m.b.H. und war von Anfang an in die Entwicklung der Telehäuser in Niederösterreich involviert. „Die Menschen warten auf Anweisungen von oben. Aber ohne eigenes Engagement geht gar nichts. Die Leute müssen selbst aktiv werden”, meinte Draxler im Gespräch mit der FURCHE.

Die romantische Vorstellung von Telearbeit wurde nicht Realität, viele Hoffnungen blieben unerfüllt. Ein

Beispiel dafür ist das Outsourcing. Es handelt sich dabei um die Bereitschaft großer Unternehmen, Arbeitsvorgänge auf Telearbeiter auszulagern. Meist scheiterte es an mehreren Faktoren wie Datenschutzproblemen, den Kosten für Programmveränderungen, sozialen Problemen: „So mancher Leiter einer EDV - Abteilung ist an Telearbeit nicht interessiert. Untergebene, die tähjch vor Ort seine Anweisungen befolgen, geben ihm ein gewisses Machtgefühl. Das würde ihm sicher fehlen”, erzählt Günther Draxler von seinen Kontakten mit Unternehmen.

Außerdem erwiesen sich auch die Dienstgeber nicht immer als kooperativ. Für sie war das Bisiko der Aus-gliederung zu hoch. „Es wird alles erst langsam mit einer großen sozialen Veränderung kommen”, meint Draxler. „Das Modell eins zu eins zu übernehmen funktioniert nicht. Die derzeitige Firmenstruktur mit ihrer traditionellen Hierarchie in Telearbeit umzuwandeln ist unmöglich.” Hier werden erst einmal neue Industrien, neue Berufszweige und Unternehmensphilosophien entstehen. Dann könne man Telearbeit Schritt für Schritt mit einbeziehen.

Die Telehäuser im niederösterreichischen Mistelbach, Eschenau, Warth und Edelhof suchen also nach Aufgaben, die sie in dieser Phase der Entwicklung übernehmen können. Ein fünftes Zentrum in Reidling konnte in der Lage nahe der Landeshauptstadt St. Pölten nicht bestehen. Schnell wurde erkannt, daß gar kein Bedarf an einer solchen Dienstleistung besteht.

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