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„Profitieren auf Kosten anderer...

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Im Rahmen des chinesischsowjetischen Bruderkrieges haben sich die Chinesen neuerdings den „Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe“ — „COMECON“ — aufs Korn genommen. „Renmin Ribao“, die Pekinger Volkszeitung, bezeichnet in einem ausführlichen Artikel das COMECON als „Werkzeug der Sowjetrevisionisten für den Neokapitalismus“. Durch das COMECON habe die Clique brutal auf den Rechten der anderen kommunistischen Mitgliedstaaten herumgetrampelit, deren Völker unbarmherzig ausgebeutet und versklavt und alle denkbaren Untaten begangen.“ Vor kurzem erhob die sowjetrevisionistische Renegatenclique auf der 22. Sitzung des COMECON in Berlin und in der sowjetrevisionistischen Presse Lobsprüc ehauf diese Organisation, welche sie manipuliert“, heißt es da wörtlich: „Sie hofft dadurch, das Volk zu täuschen und die inneren Widersprüche, von denen das COMECON befallen ist, zu mildern.“ „Renmin Ribao“ klagt die Sowjetunion an, immer hinausposaunt zu haben, daß „die Spezialisierung in der Produktion und der Zusammenarbeit eine höhere Form der sozialistischen Arbeitsteilung“ seien; sie könnten „den sozialistischen Aufbau beschleunigen“. Die Wirklichkeit ist aber, nach chinesischer Formulierung', eine „Kolonialisierung“ der anderen COMECONMitgliader, weil die unabhängige Entwicklung von deren Volkswirtschaften bekämpft wird. So ist z. B. Bulgarien an der unabhängigen Entwicklung seiner nationalen Industrie gehindert worden: es ist heute seinem Wesen nach ein „Obst- und Gemüsegarten für die Sowjetunion“. Ungarn hat unter dem gleichen Aushängeschild der „Spezialisierung in der Produktion“ die Herstellung einiger seiner traditionellen Industriewaren aufgeben oder kürzen müssen, Ungarn rangiere z. B. in Europa in Bauxitlagern an zweiter Stelle: die Sowjets haben es jedoch an der vollen Entwicklung seiner Aliuminiumindustrie verhindert und statt dessen gezwungen, Bauxit zu fördern und in großen Mengen in die Sowjetunion zu exportieren, damit es dort zu Aluminiumbarren gegossen wird, .Von - den Sowjets festgesetzter8 Restriktionen machen es Ungarn -unmöglich, Lastkraftwagen und Schiffe zu bauen, die 1500 Tonnen übersteigen: durch sowjetische Willkür wird die ungarische Radioindustrie eingeschränkt. Auch die DDR wurde trotz ihrer relativ gut entwickelten Industrie gezwungen, deren Struktur ganz gemäß sowjetischen Erfordernissen zu reorganisieren. „Renmin Ribao“ erklärt, die sowjetische Presse habe vor einiger Zeit bekanntgegeben, daß die Sowjetunion im Jahre 1967 fast alle Importe an Erdöl und Roheisen der anderen COMECON-Mitglied-staaten kontrollierte, dazu drei Viertel ihrer Importe an Erdölprodukten und Phosphatdüngern, drei Fünftel ihrer Importe an Walzstaihl, Kohle und Manganerz und 85 Prozent ihrer Importe an Eisenerz. Unter diesen Umständen könne die Industrieproduktion dieser Länder nur durch Einfuhr von Rohmaterialien aus der Sowjetunion aufrechterhalten werden: „Sie importieren die Rohmaterialien aus der Sowjetunion, sie produzieren entsprechend den Erfordernissen der Sowjetunion und gemäß deren Anordnungen hinsichtlich der Sortimente, Typen und Spezifikationen und sie transportieren die Endprodukte in die Sowjetunion zurück. Aus der einseitigen wirtschaftlichen Entwicklung der anderen COMECON-Mitgliedländer, einer Entwicklung, die durch den Sowjetrevlsionismus verursacht wurde, zogen die Sowjetrevisionisten ihren Vorteil: sie verwandeltem diese Länder in Märkte, auf die sie eine Anzahl sowjetischer industrieller Erzeugnisse zu Dumpingpreisen warfen. Die sowjetrevisionistische Rene-gatenölique“, so erklärt die Pekinger Volkszeitung, „hat die Stirn, zu behaupten, das COMECON sei eine für die Interessen der teilhabenden Länder nützliche Organisation. Aber die Sowjetrevisionisten handeln nach dem kapitalistischen Prinzip des .Profitierens auf anderer Leute Kosten' und nach dem Gesetz des Dschungels ...“

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