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Vielseitige ATF-Öle

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Motorjournalisten aus allen österreichischen Bundesländern, daruntern auch Herren aus Holland, nahmen in Hamburg auf Einladung der Mobil Oll Austria und der Mobil Oil AG

Deutschland an einem „Motortechnischen Presseseminar“ unter der Devise „Automatische Getriebe“ teil. Diese große amerikanische Mineralölfirma unterhält Forschungslabors in allen Weltteilen, einige bedeutende auch in Europa. Letztere unterstehen der Londoner Zentrale. Eine Ausnahme bildet die deutsche Gruppe, die infolge der Vielfalt ihrer Aufgäben New York zugeordnet ist. Einer der Schwerpunkte des hochmodernen Labors in Hamburg-Wedel ist die Erforschung, Entwicklung und Anwendung von speziellen Schmierstoffen für die nun auch in Europa immer größere Bedeutung gewinnenden automatischen Getriebe. Mitte der zwanziger Jahre wurde das Prinzip dieser Transmissionen in Deutschland erfunden, vor und während des zweiten Weltkrieges in den USA weiterentwickelt und zu hoher Blüte gebracht. (Heute beträgt dort der Anteil an der Auto-gesamtproduktion fast 90 Prozent} Leider kann man die dortigen Erfahrungen wegen der anders gearteten Verhältnisse (großvolu-mige Motoren, relativ niedrige Drehzahlen, Geschwindigkeitsbagranzungen usw.) nicht auf Europa übertragen, und so ergab sich die Notwendigkeit, kompaktere, für hohe Tourenzahlen, somit auch für höhere öltamperaturen geeignete Getriebe zu schaffen und daher auch viel höherbeanspruchte Schmierstoffe zu entwickeln.

Komfort und Haltbarkeit der automatischen Getriebe hängen entscheidend von der Qualität des Öles ab, welches ein richtiges „Mädchen für alles“ ist: Es hat Lager und Getrieberäder zu schmieren, Kupplungs-laimeUen und Bremsbänder mit einem Film zu überziehen, als Hydraulikflüssigkeit

Schaltvorgänge zu bewirken, als Kraftüber-tragungsmi'ttel im Drahmomentwandler zu fungieren und Temperaturen bis 160 Grad Celsius abzuleiten. Die ATF-Öle (Automatic Transmission Fluids) müssen daher in viel höherem Maße mit wohlausgewogenen Zusätzen (Mengen von 10 Prozent bis 25 Prozent) als etwa Motorenöle versehen werden, die bei großer Hitze nicht ausfallen und einander auch nicht gegenseitig beeinträchtigen dürfen (große Tharmostabilität). Das ATF kontrolliert die Reibeigenschaften von Belägen der Elemente automatischer Transmissionen, denn nicht angepaßte Reibeigenschaften führen zu unerwünscht langsamen oder ruck artigen Schaltvorgängen.

Nach den sehr lehrreichen theoretischen Vorträgen, denen eine lebhafte Diskussion folgte, fuhren die Gäste nach Wedel, um die mechanischen Werkstätten, die Prüfstände und sonstigen Einrichtungen der Forschungsanstalt zu besichtigen. An Hand von zerlegten Getrieben konnten die verschiedenen Systeme studiert und Einblicke in die komplexen Vorgänge der dort geleisteten Entwicklungsarbeit genommen werden. Im Arbeitsraum „Emimissions Spectrometer“ wurde eine Untersuchungsmethode gezeigt, die mit dem eigentlichen Thema des Seminars zwar nichts zu tun hat, aber trotzdem Erwähnung verdient, umso mehr, als bei einem kurzen Zwischenaufenthalt im Frankfurter Flughafen nicht nur die Juimbo-Jets 747 sondern An der größten Repa-raturhalle Europas auch die Antriebsaggregate dieser Luftriesen in Augenschein genommen werden konnten. Nach jeweils 50 Flugstunden werden diesen Triebwarken ölproben entnommen, per Auto nach Wedel transportiert und dort im elektronischen Spectrometer untersucht. Die Resultate (sie werden automatisch mit Maschinenschrift in Sekundenschnelle festgehalten, während man früher dazu nach einem komplizierten Filmver-faihren einige Tage benötigte) lassen direkte Rückschlüsse auf den Zustand des gesamten 747-Triebwerkes zu. Nicht die ölqualität also wird hier untersucht, sondern das öl ist in diesem Falle eine Art Informationsträger für die Vorgänge in den Düsenaggregaten.

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