Der Flug aus Dublin ist ausgebucht. Junge Menschen, sehr müde, wollen das Wochenende zu Hause verbringen; die meisten schlafen sofort ein. Die Nachbarin kann nicht schlafen – zu groß ist die Vorfreude auf das Wiedersehen mit den Eltern. Die haben so viel ins Studium der Tochter investiert und sind jetzt traurig, dass diese, ungeachtet ihrer Ausbildung, in einem Altenheim in Irland arbeiten muss. Sie selbst aber ist tapfer – Hauptsache, es gibt Arbeit. Nein, die Arbeit ist nicht zu schwer, die Kollegen sind o. k. Was ist am schlimmsten? Dass sie ständig die armen Menschen belügen muss. „Ja, Ihre Tochter kommt bestimmt. Der Sohn hat doch angerufen …“ Aber sonst ist Irland schön, nur zu viel Regen.
Mein Nachbar stimmt zu – es regnet wirklich oft. Er ist neugierig auf Polen. Zum ersten Mal fliegt er dorthin. Einer, der für ihn arbeitet, hat ihn zu seiner Hochzeit eingeladen. Ein guter Mensch, dieser Piotr, und er weiß wirklich, was arbeiten heißt. Es lief schon so gut in Irland – und jetzt diese Krise … Hinten diskutieren zwei Männer über Bauarbeiten in Dublin und freuen sich auf zwei Tage Urlaub. Einer erzählt, wie seine Schulkameradin plötzlich bei ihnen ohne Englischkenntnisse gelandet ist und einen Arbeitsplatz gesucht hat – natürlich hat sie jetzt wegen der Krise nichts gefunden. Aber die Kumpel haben sie kostenlos nach London geführt, dort hat sie jetzt was, man muss sich doch gegenseitig helfen …
Die modernen Nomaden mit Laptops und Handys versuchen ihr Leben zu meistern, klagen nicht, sind erfinderisch und diszipliniert. Der Idealfall für die Regierungen. Wie lange fliegen sie noch hin und her? Werden sie in Irland bleiben?
Wir sind gelandet. Mein irischer Nachbar ist von dem neuen Terminal in Warschau sehr beeindruckt, aber die Gastgeber warten schon. Gute Reise! Auch für Sie in diesem Sommer!
* Die Autorin war 2000–2004 polnische Botschafterin in Österreich
