Integration und Wertedebatte

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Zahlreiche Diskussionen fokussierten in den letzten Monaten darauf, wie anders doch die Menschen seien, die ihre Zukunft in Österreich suchen, und dass sie unsere Werte übernehmen müssten, damit ein gedeihliches Zusammenleben möglich werde. Dabei erfüllte mich eine Wortmeldung mit besonderem Unbehagen: nicht jene eines im Radio interviewten Mitbürgers, dass für uns die Mülltrennung von besonderer Bedeutung sei, sondern jene einer SP-Frauenpolitikerin, dass sie es für unwahrscheinlich halte, dass sie im Hinblick auf die Stellung der Frau die gleichen Werte habe wie ein ÖVP-Politiker. Wer die Wertediskussion auf dieser Ebene der unterschiedlichen politischen Auffassungen ansiedelt, macht nicht nur jegliche Integration von Menschen aus anderen Kulturen unmöglich, sondern gefährdet auch den Zusammenhalt in der Mehrheitsgesellschaft.

Jene Werte, über die ein Grundkonsens bestehen muss, sind wohl auf einer anderen Ebene zu sehen: Würde, Respekt, Rechtsstaat, Demokratie, Republik, Föderalismus, Gewaltenteilung. Diese sind in der vom Integrationsministerium herausgegebenen Fibel mustergültig beschrieben.

Dabei muss man allerdings zunächst über die Mehrheitsgesellschaft nachdenken: Respekt vor Menschen wird durch die Verhöhnung Andersdenkender mit Füßen getreten, Akzeptanz anderer Meinungen wird in der politischen Auseinandersetzung als No-Go gesehen; Sprache und Denken werden tagtäglich durch demokratisch nicht legitimierte Regeln der Political Correctness Gewalt angetan; religiöses Empfinden wird als rückwärtsgewandt abgewertet, Individualität geht in Stereotypen verloren usw.

Ich möchte daher die Integrationsdebatte als Chance zur Wiederentdeckung jener elementaren Werte unserer Gesellschaft sehen, die in der Alltagspolitik der letzten Jahre verraten wurden.

Der Autor ist Professor für Arbeits- und Sozialrecht und Leiter des Instituts für Familienforschung

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