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Zumindest ist es eine schiefe Optik. Da trommelt die Regierung seit ihrem Amtsantritt, eine Erhöhung des Pensionsalters sei unabdingbar; und es gelingt ihr auch, eine gewisse Anpassung an europäische und internationale Standards zu erreichen - weit weg allerdings noch von den zuletzt vom Bundeskanzler geforderten 65 Jahren. In den letzten Monaten finden sich auch immer wieder (männliche) Wissenschafter, deren sozialpolitisches Credo auf eine Angleichung des Pensionsantrittsalter von Frauen und Männern abzielt - ohne Rück-sicht auf tatsächliche Belastungen im Laufe eines (nicht nur Arbeits-) Lebens.

Und dann kommt auf einmal - auch wieder von Regierungsseite - der Vorschlag, aufgrund geplanter Umstrukturierungen beziehungsweise Personalreduktionen im Öffentlichen Dienst "überzählige" Beamte mit 55 in Pension zu schicken!

Das dürfte nicht nur diejenigen irritieren, die nach vielen, oft auch körperlich anstrengenden Berufsjahren und mit entsprechenden gesundheitlichen Verschleisserscheinungen arbeiten müssen, bis sie 61,5 Jahre alt sind - denn der Weg in die Frühpension ist steinig geworden und mit finanziellen Abschlägen verbunden. Wahrscheinlich wundern sich auch alle derzeitigen Pensionsbezieher, die das entwürdigende Tauziehen um Prozentpunkte zwischen den 1,6 vorgesehenen und 2,9 von den Seniorenverbänden geforderten Prozentpunkten verfolgen: wenn schon derzeit für den Großteil der Pensionisten nicht einmal der Inflationsausgleich "drin" ist - kann man es sich dann leisten, eine nicht unbeträchtliche Zahl von Beamten in ein mit 75 Prozent des Letztbezugs meist recht komfortables Ausgedinge zu schicken? Doch, sagt die Vizekanzlerin in der TV-Pressestunde am Sonntag. Soll man Mitarbeiter mit 100 Prozent fürs "Nichtstun" bezahlen? Immerhin spart man ein Viertel der Kosten ein, und man sei doch den Bürgern eine sparsame Verwaltung schuldig. Und sie merkt dabei offensichtlich ihren Argumentationsnotstand im Hinblick auf soziale (Un-)Gerechtigkeit gar nicht.

Die Autorin ist Professorin für Gesellschaftspolitik an der Universität Linz.

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