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Westliche Hilfe in dunklen Kanälen

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tärberichte aus Leopoldville stellen diese Angaben fast immer in Frage.

Partisanen im Hinterhalt

Viel wichtiger als die täglich sich ändernde militärische Lage ist die neue Taktik der kornmunistischen Rebellen. Da sie als reguläre Streitkräfte der Zentralregierung kaum gewachsen sind, führen sie ihre Kampfhandlungen jetzt, als für den Dschungelkrieg gut geschulte Partisaneneinheiten, weiter.

Sie unternehmen vornehmlich Überraschungsangriffe auf Straßen, brechen aus dem Hinterhalt und liefern dem Gegner kurze Gefechte. Die Partisanen nennen sich, um der Rauernbevölkerung zu imponieren, „Simba“ (Löwen) und versuchen, mit altbewährten Methoden der kommunistischen Partisanen, das Volk, vor allem die Bauern, für ihre Kampfziele zu gewinnen.

Da die Einwohner des Kongo zum Großteil Analphabeten sind, werden sie nicht so sehr mit kommunistischen Pamphleten überflutet, sondern mit geschickt gelenkter Mundpropaganda gegen die Zentralregierung und den „weißen Söldner“ aufgeputscht.

..Sobald wir ein Gebiet oder ein Dorf befreien“, erklärte ein Sprecher der kommunistischen Rebellen in einem Interview für die kommunistische „l'Humanite“, „nimmt dort die Zivilverwaltung ihre Tätig-

keit auf. Wir setzen Straßen und Brücken wieder instand. In einigen Gebieten haben wir Schulen eröffnet. Schließlich organisieren wir die Arbeit auf verlassenen Plantagen und Feldern, um die Bevölkerung zu ernähren.“

Von den afrikanischen und arabischen Ländern — vor allem aus Ghana und Ägypten — erhalten die Rebellen wertvolle Hilfe. So begann Anfang Mai eine Geheimkonferenz einiger kommunistischer Partisanenführer des Kongo in Ägypten. Unter dem Vorsitz von Kitungwa, einem Vertreter der Ostfront, tagte ein ge-

mischter Ausschuß, hinter verschlossenen Türen in Kairo. Dort wurde mit ägyptischen und ghanesischen Delegierten die Organisierung von Waffenlieferung von Algerien bis Nordkatanga besprochen. An dieser Beratung nahmen allein aus dem Kongo 30 Vertreter aus verschiedenen Gebieten des Landes teil. Ferner wurden, außer der geplanten Waffenlieferung, mehrere Fragen im Zusammenhang mit der Gründung eines „Hohen Rates“ der kommunistischen Rebellen und eines Oberkommandos der „revolutionären Armee“ erörtert.

Auch andere afrikanische Staaten leisten den Rebellen bedeutende militärische Unterstützung. So fanden kürzlich Regierungstruppen Mobutus bei den Rebellen westdeutsche Maschinengewehre, die ihnen die Regierung des Sudans, selbst Empfängerin Bonner Militärhilfe, geschenkt hatte.

Währenddessen wuchs auch die militärische Stärke der Zentralregierung in Leopoldville. Wie vor nicht langer Zeit bekannt wurde, entfielen in Kongo-Leopoldville, mit einer Bevölkerung von 15 Millionen, nicht weniger als 10 Millionen US-Dollar auf das Verteidigungsbudget. Die Streitkräfte haben eine Gesamtstärke von 29.000 Mann im

Heer und 15.000 in der Polizei, mit einer Luftwaffe von 600 Maschinen, davon 10 Transportflugzeuge.

Allein die Umstellung der kommunistischen Rebellen auf Partisaneneinheiten zeigt ihre militärische Schwäche. Da der verhältnismäßig primitiv lebende kongolesische Bauer nicht sehr viel für die kommunistische Propaganda übrig hat, schmalzt die Rebellentätigkeit ständig zusammen. Auch die Bauern von Bukawu, Kindu und Kamina wollen nicht mehr Spielbälle ausländischer Interessen sein. Wenn die Regierung Tschombes für sie den langersehnten Frieden bringen kann, so werden sie allein mit den kommunistischen Rebellen fertig.

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