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Rätsel um Giorgione

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GIORGIONE. Von Ludwig Baldas und Günther Heins. Verlag Anton Schroll 4 Co., Wien-München. 176 Selten mit 76 Seiten Text, 26 eingeklebte Farbtafeln und 48 Seiten SchwarxwelBAbbildungen mit 65 Bildern Format 33 X 29 cm. In Ganzleinen 520 S.

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GIORGIONE. Von Ludwig Baldas und Günther Heins. Verlag Anton Schroll 4 Co., Wien-München. 176 Selten mit 76 Seiten Text, 26 eingeklebte Farbtafeln und 48 Seiten SchwarxwelBAbbildungen mit 65 Bildern Format 33 X 29 cm. In Ganzleinen 520 S.

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Die historische Persötilichkeit Giorgiones, der, knappe ; dreißig Jahre alt, 1510 in Venedig starb, ist noch immer in undurchdringliches Dunkel gehüllt und wind es wahrscheinlich bleiben. In den wenigen Jahnen seines künstlerischen Schaffens revolutionierte aber der in Castelfranco geborene Maler die venezianische Kunst seiner Zeit in einem solchen Ausmaß, daß damit ihre Sonderstellung innerhalb Italiens für lange begründet wurde. Für ihn war der malerische Vortrag, die Dominanz der Farben und nicht der

Formgebung im zeichnerischen Sinn bestimmend für das Kunstwerk, eine Auffassung, die wohl latent in der gleichzeitigen venezianischen Malerei der Epoche schlummerte, aber seiner Persönlichkeit bedurfte, um eindeutig manifest zu werden. Ohne ihn nachzuahmen, begannen viele Künstler seiner Zeit in seinem Sinne zu arbeiten, darunter auch Tizian, so daß es heute schwerfällt, die echten Bilder Giorgiones aus der Menge der ihm zugeschriebenen zu lösen, da wir kein eigenhändig signiertes oder überzeugend belegtes Werk von ihm besitzen.

Der bekannte Wiener Kunsthistoriker Ludwig Baldass hat es vor seinem Tode im Jahre 1963 unternommen, auf Grund eingehender stilkritischer Untersuchungen, für die auch die große Giorgione-Ausstel- lung in Venedig im Jahre 1955 ihr einmaliges Material lieferte, zu einer möglichst endgültigen Zuschreibung der Werke des Meisters zu kommen. Ihre wichtigsten Ergebnisse sind die Überweisung des großartigen „Ländlichen Konzertes“ im Louvre, die des „Bravos“ im Wiener Kunsthistorischen Museum und des „Konzertes“ im Palazzo Pitti in Florenz an Tizian. Ebenso wird die Beteiligung Tizians an der „Schlafenden Venus“ in Dresden eingehend und genau festgestellt.

Im zweiten Teil des Bandes, der sich organisch an den ersten anschließt, belegt Günther Heinz die Provenienz der Bilder, die wichtigsten Zuschreibungen, und diskutiert eingehend die verschiedenen Ausdeutungen, welche die manchmal rätselhaften Bildinhalte Giorgiones gefunden haben, ohne dabei zu übersehen, daß das Werk Giorgiones eher von einem lyrischen Sensualismus als von philosophischer Spekulation getragen wurde.

Im Bildteil des großformatigen Bandes zeigen die Farbtafeln sämtliche gesicherte Werke des Meisters und vergrößerte Ausschnitte aus den Bildern, die eine eingehende Betrachtung der Technik Giorgiones ermöglichen. Leider sind sowohl die Reproduktionen des „Sturmes“ wie des „Ländlichen Konzertes“ den Originalen gegenüber von verminderter Treue, während die anderen Farbwiedergaben in meist vorzüglicher Qualität gelangen.

Im Ganzen gesehen 1st das schön ausgestattete Werk eine hervorragende Publikation, die den letzten Stand der Giorgione-Forschung repräsentiert, und darüber hinaus ein eindringliches und prächtiges Bild dieses rätselhaften Mialers vermittelt

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