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Wiener Form

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Die zur Festwochenzeit schon Tradition gewordene Ausstellung des Wiener Wirtschaftsförderungsinstitutes im Messepalast ist heuer, als dritte ihrer Art, die bisher beste. Sehr positiv wirkte sich die bewußte Konzentration auf ein Thema des wienerischen Geschmacks aus, nämlich auf die Mode, und hier vor allem auf die Accessoires. Das bewährte Team Architekt Krawina und Graphiker Schmid hat mit den bereits bekannten Einbauten diesmal einen intimer wirkenden Raum geschaffen (sogar mit einem Cafegarten, der allerdings ein bißchen düster bleibt). Daß noch immer die Ausstellungstechnik über die Ausstellung selbst dominiert, liegt daran, daß bei strenger Auswahl eben noch immer nicht allzu vide Exponate da sind, die aus Wien stammen und internationalen Ansprüchen genügen.

Ganz besonders originell sind die Hüte (List), ein paar Neuheiten fallen beim Modeschmuck auf. An Lederwaren müßte sich aber in Wien eigentlich mehr finden lassen, und der echte Schmuck gibt zur Überlegung Anlaß, warum men immer noch eine begriffsmäßige Trennung zwischen „Goldschmied“ und „Juwelier“ macht; von ersteren gibt es bessere Arbeiten in Wien. Die historischen Schaustütike geben einen stilvollen Rahmen.

Eine besondere Attraktion sind di an Schnüren baumelnden lebensgroßen Puppen, die, bunt lackiert wie „Hutschpferde“ vor einer Wiener Bild- und Tonkulisse vorbeiziehen und sich ihrer Prateratmosphäre nicht schämen. Es zeugt von Fingerspitzengefühl, daß die Puppen die Boutiquemodelle tragen, die in diesem Jahr sicherlich in der ganzen Modetendenz gut zu dieser Präsentation passen. Dazwischen finden gelegentlich auch Modeschauen mit „echten“ Mannequins statt, wobei der Salon Höchsmann den Vogel abschießt. Im großen und ganzen dürften -sich die auch heuer verliehenen Staats- und Kammerpreise tatsächlich als Ansporn auswirken — schneller geht’s nicht bei uns in Wien.

Der -glücklichste Einfall waren aber zweifellos die Souvenir-Entwicklungen, die eine Gruppe von Künstlern (Baudisch, Bujatti, Heger, Georg und Veronika Schmid und Wollnef) vorführt: Steckpuppen aus Pappe zum Selbstbasteln, Ausschnei- iebogen — nach dem Vorbild des .Mandelbogens“, — Riechfläschchen and Gefäße aus Keramik, ein Mühlespiel aus Glas, farblich sehr schöne Tüchlein und der Turmhelm von St. Stephan in allerlei Papiervaria- :ionen. Sie sind alle billig und geschmackvoll, nur müßten diese Dinge auch in größeren Mengen hergestellt, and, was noch wichtiger ist, konzen- ;riert und isoliert vom Kitsch ange- joten werden. Nur so könnte sich such beim Ausländer der Begriff ein- rürgern, den sie in bester Weise repräsentieren — der Begriff der Wiener Form“.

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