Große Brocken Wissen

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Das Synonym für Lexikon, der Brockhaus, ist 200 Jahre alt. brigitte schwens-harrant hat die Verlagsgeschichte gelesen und ist probeweise in die weite Welt der Enzyklopädie eingetaucht, leider nicht als Besitzerin einer solchen.

Vor 200 Jahren begann, was heute quasi ein Synonym für Lexikon ist und als solches Eingang gefunden hat auch in die Literatur: als Erinnerung von Autorinnen und Autoren an ihren ersten Kontakt mit Wissen. Denn das bedeutete für viele das Nachschlagen im kostbaren Brockhaus der (Groß)Eltern.

Anno 1805 also gründete Friedrich Arnold Brockhaus seine Firma. Kaum vorzustellen, dass Brockhaus damals die wesentlichen seiner Artikel für sein Lexikon noch selbst schrieb. Heute arbeiten in der großen Redaktion zahlreiche Fachredakteure und noch mehr zuarbeitende Spezialisten: an die 1000 Mitarbeiter sind es bereits.

2 x 100 Jahre

In der Festschrift in zwei Bänden, die der Verlag zum großen Jubiläum herausgegeben hat, wurde die Geschichte originell aufbereitet . Der erste Band der Festschrift ist ein Faksimile der ersten 100-Jahr-Festschrift, die Eduard Brockhaus 1905 herausgegeben hatte, der zweite Band umfasst die nächsten 100 Jahre, vom Historiker Thomas Keiderling mühsam zusammengetragene Fakten, da der Verlag 1943 zerstört wurde und viele Dokumente mit ihm.

Der Gang durch die Geschichte wird gewürzt durch Exkurse: etwa über Lexika im Allgemeinen oder aber auch über die Brockhaus-Werkstatt im Besonderen. Spannend sind etwa die Ausführungen über die mühsame Digitalisierung der über viele Jahrzehnte angewachsenen Lexikondaten vor allem in den 90er-Jahren. Den vorläufigen Endpunkt dieses enormen Projektes kann man heute, wenn schon vielleicht nicht kaufen, so zumindest bestaunen: ein kleiner usb-Memorystick, der alle 30 Buchbände Wissen beinhaltet.

Der zweite Band der Festschrift ist ähnlich typographisch gestaltet wie die Lexikonbände, in denen augenscheinlich und zeitgemäß Visualisierungen einen bedeutenderen Raum einnehmen als bisher. Rund 40.000 Bilder, Fotos, Diagramme, Grafiken, Tabellen etc. finden sich in der 21. Auflage der Brockhaus Enzyklopädie, deren erste Bände dieses Jahr erschienen sind: mit ungeheuerlichen 30 Bänden, das sind 24.500 Seiten, wird sie am Ende 70 kg wiegen.

Wer es lieber leichter und einen pc hat, kann zum usb-Memorystick greifen und hat den gesamten Inhalt sofort zur Verfügung. Selbst diese digitale Version der Enzyklopädie kommt freilich nicht ohne Handbuch aus. Aber bibliophil ist in gewisser Weise selbst der Stick: schon die Verpackung vermittelt das Gefühl, etwas besonders Wertvolles in Händen zu halten und setzt sich etwa durch nette Kleinigkeiten wie schönen Bändern von üblichen Softwareverpackungen, die ja meist nicht durch ihre Ästhetik bestechen, stark ab.

Dieser kleine Stick führt in die große weite Welt: eine Online-Anbindung für Aktualisierungen ist nach Registrierung sofort möglich und nichts steht stundenlangem Surfen im Lexikon entgegen außer irgendwann einmal die eigene Müdigkeit. Dass man Fundstellen markieren und Suchprotokolle erstellen kann, ist selbstverständlich. Angenehm ist die Wahlmöglichkeit zwischen zwei "Versionen": einer "großen" mit Installation der beiden dvds, mit Videos, Audios, Graphiken, Bildern, und einer "kleinen", zu der man nur den Stick selbst benötigt. Der hält die Texte bereit, die sehr schnell durchsucht werden können. Selbstverständlich ist aufgrund der Verlinkung auch in dieser Version das "Surfen" möglich. Als Extras gibt es etwa den Brockhaus Kulturführer, oder eine "Weltstatistik", die Kennzahlen von Ländern führt.

200 Jahre nach seiner Gründung ist Brockhaus "wohl oder übel" den Weg ins elektronische Zeitalter gegangen. Das Ergebnis ist großartig. Man hat "seinen" Brockhaus auf dem Schreibtisch stehen und kann sich allein an seinem Anblick erfreuen, so schön ist selbst der kleine große Stick.

Erschwingliches

Doch das Erlebnis des Blätterns im Buch bleibt ein Erlebnis der anderen Art und angesichts des Preises der Enzyklopädie (e 91,50 pro Band bzw. e 1550,70 für den usb-Memorystick) bilden die Brockhaus-Einzelbände die idealeren Geschenke bzw. leistbare Varianten für jüngere Käufer und weniger Betuchte, aber dennoch Wissensdurstige.

Der neu aufgelegte "Brockhaus Kunst" etwa bietet in rund 5500 Stichwörtern aus den Bereichen Architektur, Malerei, Grafik, Bildhauerkunst, Fotografie, Kunsthandwerk und Design Informationen über Künstler, Epochen und Sachbegriffe von der Antike bis zur Gegenwart. Einzelbände wie dieser oder der "Brockhaus Geschichte" oder der "Brockhaus Musik" sind mit Kosten von je 51,40 e geradezu billig. Ihr Inhalt nicht.

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