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Immer wieder Schüsse gegen den Frieden

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Man muß an der Menschheit verzweifeln. Die Schandtat von Hebron ist wohl der Endpunkt einer sich anbahnenden friedlichen Entwicklung im Nahen Osten. Jahrelang bemühen sich Menschen aus verschiedenen Bereichen um eine Aussöhnung der Palästinenser und der Israelis. Was unter den Ministerpräsidenten Mena-chem Begin und Jizchak Scha-mir illegal und Hochverrat war, wurde unter Premier Jizchak Rabin zur Linie des Staates - gegen die Einwände der Rechten und gegen den Wunsch mancher Gmppen der palästinensischen Fühmngsmannschaft.

Mühsam hat man sich durch-irungen, die Vernunft über die ü,motionen der Erinnerang zu stellen und zögemd die Hand auszustrecken. Wie schwer das Herm Rabin (ehemals General der israelischen Armee) woirde, hat man in Washington via TV erleben und mitansehen können. Aber er und Yassir Arafat haben sich überwimden und ein hörbares Aufatmen ging durch die zi-viHsierte Welt. Kleine Pflänz-chen der Hoffnung begaimen zu sprießen, alles entwickelte sich in vorausgesehener Form -schwerfällig, zögernd, aber doch!

Das Beispiel Israel sollte dem ehemaligen Jugoslawien als Lösung vorgehalten werden. Natürhch wußte jedermann von der Brüchigkeit des Vertrages, aber die Anerkennung war eine Tatsache, die zu Hoffnungen berechtigte. Oft dachte ich: alles wird reifen, wird gut und nur ein Wahnsinniger oder ein Verbrecher ist noch imstande, alles in Frage zu stellen. Ich fürchtete immer, daß auf einer Seite (oder gar auf beiden) etwas Entsetzliches geschehen wird und flehte zum Himmel, daß sich kein solcher Mensch finden möge.

Es HAT SKH EINER GEFUNDEN

Er hat sich gefunden. Einer, der in eine betende Menge hineinschießt, der tötet und verwundet und den dünnen Faden der Hoffnung zerschneidet, zerreißt, zerschießt! Ein Arzt, der den biblischen Namen Bamch (der Gesegnete) tmg, lief Amok. Ein rechtsradikaler Nationahst -natürlich. Sie haben überall andere Namen und Gesichter - die Grundeinstellung aber ist gleichlautend.

Sigmund Freud schreibt: Die Schicksalsfrage der Menschenart scheuit mir zu sein, ob und in welchem Maße es ihrer Kulturentwicklung gelingen wrird, der Störung des Zusammenlebens durch den menschhchen Aggressions- und Selbstvemichtungs-trieb Herr zu werden. Dem, scheint mir, ist nichts mehr hinzuzufügen.

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