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Kunst im Aufbruch

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Hans Robert P i p p a 1, dessen Schaffen in einer interessanten Gesamtschau seiner Werke in der „Galerie W e 1 z“ gezeigt wird, gehört zu den Hoffnungen der österreichischen Malerei. Noch ist er umstritten, noch ringt er mit den Problemen der Farbe und der Form, noch wütet sein Pinsel mit dem Furioso eines ungeheuren malerischen Temperaments, das vor allem in der Leuchtkraft der Farben und in der Leidenschaftlichkeit des Ausdrucks das Wesentliche des Gestaltens sieht, aber schon zeichnen sicli deutlich die Konturen der künftigen Entwicklung ab, die zu einer Bändigung der Form und einer Harmonisierung des farbigen Vortrags führen werden. Zwischen seinem „Selbstbildnis“ von 1938 und jenem von 1946 liegt das Erlebnis eigenen Leidens und das Chaos einer Mcnschheitskatastrophe, und nur der innerlich reife, durch das Alter gefestigte und abgeklärte Künstler kann nach dieser kulturellen Kluft auf alten Bahnen weiterwandeln, der junge, ringende, vom Leid zerquällte, muß sich durch Ringen und Suchen zu überbrücken versuchen, bis er seinen eigenen Weg gefunden hat.

So ist es verständlich, daß sich die Bestrebungen Pippals nach neuer intensiver Ausdruckskraft vor allem auf das menschliche Anlitz konzentrieren, in dem sich ja die Zeit am stärksten ausprägt, während in der Landschaft der lyrische Akzent überwiegt, die Freude an der wundervollen Sdiönheit der Natur, die in einigen stimmungsvollen, fast visionären Bildern aus Schönbrunn den reinsten Ausdruck findet. Von starkem innerem Empfinden getragen ist Pippals „Christus“, während seine „Madonna“ sich im farbigen Aufbau erschöpft.

Ein Graphiker von Niveau ist auch Erich Landgrebe, der in einem Räume der „Galerie Welz“ 36 Zeichnungen ausstellt, die unter dem'Titel: „Das Inferno“ zu Krieg und Untergang künstlerisdi Stellung nehmen. Landgrebe ist ein blendender Zeidmer.

Diese Mappe wird eines der ersdiüt. terndsten Dokumente des zweiten Weltkrieges werden, der Natur abgelauscht und dodi wieder durch ein künstlerisdies Ingenium veredelt. Wie grausig ist das Blatt „Das Fronttheater“ mit dem gestiefelten und gespornten „Tode“, der zu der Bühne johlenden Vergnügens hinübergrüßt! „Die neue Gotik“, diese groteske Silhouette der Zerstörung, „Nichts kann mich erschüttern“, in dessen grauenvolle Trümmerwelt sich fast Spitzwegscher Humor verirrt!

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