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Mühle des Lebens

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Immer wieder sucht der Film nach neuen Problemstellungen des Lebens und findet zuweilen auch neue Aspekte und Nuancen, aber nur dann, wenn die Fragen bei aller Intensität und Leidenschaftlichkeit ohne Polemik abgehandelt werden. In dem deutsch-italienisch-französischen Streifen „Gesetz ohne Gnade“ wird das wohl unlösbare Problem, inmitten einer bis zur Sinnlosigkeit entarteten Zeit Mensch zu bleiben, diskutiert. Ein bosnischer Partisan hat einen deutschen Militärtransport in die Luft gesprengt, was durch Geiselerschießung gesühnt werden soll. Jede billige Schwarzweißmalerei wird vermieden, Anständigkeit und Gemeinheit gibt es in beiden Lagern, und gerade die Nöte und Gefahren einer Ausnahmesituation demaskieren unbarmherzig. Eine Zeit ohne Gnade schafft auch gnadenlose Gesetze, und der Tod ist häufig näher als das Morgen und die Anständigkeit gefährlich und suspekt.

Ganz einfache Fragen behandelt ein zum Glück in Originalsprache gezeigter amerikanischer Streifen: „Bus Riley's back in town.“ Ein junger Mann nach Beendigung seiner Militärdienstzeit soll nun sein weiteres Leben gestalten. Verwirrende Einflüsse stürmen auf ihn ein, die immer wieder Willen und Charakter prüfen und Entscheidungen fordern, die nur von ihm allein gefällt werden können. Es Ist ein sympathischer Film, der das ehrliche Ringen, trotz mancher Irrwege aufzeigt. Wie rührend wird die ganze hilflose Unsicherheit der Jugend aufgezeigt, das scheue Suchen auch bei lockenden Versuchungen. Michael Parks in der Hauptrolle ist der Typ eines neuen, zeitgemäßeren James Dean, weniger Ungestüm und Zorn, mehr reifender Ernst und ehrliche Suche nach Echtheit und Wahrheit. Trotz aller Eigenwilligkeit bleibt er uniaufdringlich, gutmütig und will auch vor sich selbst besteben. Echt amerikanisch, aber ungemein einnehmend ist die Zeichnung des alltäglichen Familienlebens und die starke Verwurzelung in dieser kleinen Ger meinschaft. Wenngleich auch keine großen Probleme angeschnitten werden, die kleinen Fragen des Lebens sind für den Betreffenden die großen Entscheidungen seines Daseins.

Wie verlogen und nur auf billige Äußerlichkeit bedacht nimmt sich dagegen die farbige Verfilmung des zweiten Teils von „Angilique“ aus. Ein kühl und ausdruckslos wirkendes, hübsches Gesicht steigt aus den Niederungen menschlichen Strandgutes wieder zu gesellschaftlichem Ansehen empor, trotz Intrigen und Gemeinheiten, mit Hilfe einer von Moral und Sitte völlig unbelasteten inneren Haltung. Mit Skrupellosig-keit ist alles zu erreichen, will dieser Film welsmachen, und eine solche These übt gerade heute eine verhängnisvolle Suggestion aus.

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