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Wer die Macht hat, hat den ORF. Diese Binsenweisheit österreichischer Politik soll auch durch den Qualitätssprung des "neuen Regierens", das die beiden Koalitionäre wortreich propagieren, offenbar nicht angetastet werden. Jedenfalls, so unser Eindruck, hat sich in der öffentlich-rechtlichen Anstalt etwas zu ändern. Und sei es zumindest die Berichterstattung über die FPÖ.

Seit den Regierungsverhandlungen schießt FP-Klubobmann Peter Westenthaler gegen den ORF besonders scharf: Einmal will er die Zeit im Bild 3 abschaffen und die Zeit im Bild 1 verlängern; ein anderes Mal nimmt er alles, was er in der ORF-Berichterstattung als FPÖ-kritisch empfindet, aufs Korn; ein drittes Mal läßt er via profil dem Informationsintendanten Hannes Leopoldseder ausrichten, daß er "fachlich völlig ungeeignet" sei. Im gleichen Interview gibt Westenthaler auch ungeniert zu, zu intervenieren: "Ich sehe es als meine Aufgabe ... darauf zu achten, daß wir [die FPÖ, Anm.] nicht andauernd benachteiligt werden."

Man mag dem ORF einiges vorwerfen, auch in einzelnen Sendungen passiert manches - gerade in der aufgeregten Stimmung der letzten Wochen. Doch als Konsument muß man sich verbitten, wieder einmal von den parteipolitisch Mächtigen gesagt zu bekommen, wie das ORF-Programm zu sein hat.

Besonders unschön wurde es letzten Sonntag, als in eine erfrischend sachliche und differenzierte Zur Sache-Diskussion mit Alfred Gusenbauer, dem neuen Parteichef der SPÖ, Faxe aus dem Computer Peter Westenthalers eintrudelten - und von Diskussionsleiterin Margit Czöppan auch noch vorgelesen wurden. ÖVP-Grande Andreas Khol, der neuerdings mit Peter Westenthaler gemeinsam Pressekonferenzen gibt, ließ es sich in der gleichen Sendung ebenfalls nicht nehmen, faxmäßig dem SPÖ-Oberen zu widersprechen.

Der ORF - ob aus Angst oder aus was auch immer - spielte bei der Belästigung der Zuschauer durch Parteifaxe mit. Er möge, so unsere dringende Bitte, dies in Hinkunft unterlassen.

Unser ceterum censeo: Der ORF ist vor den Parteien zu schützen. Schon die Interventionsversuche der SPÖ, etwa eines Josef Kalina, des ehemaligen Vertrauten Viktor Klimas, waren unerträglich. Das Beispiel Westenthalers zeigt aber, daß die Parteiendreistigkeit gegenüber dem ORF eine Steigerung erfahren kann.

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