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Traumland Brandenburg in Graz

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Brandenburg als Kleists Idealland, In welchem Platz ist für Liebe, Gnade, Verzeihen, Platz für den Träumer und Hätz für menschliche Großzügigkeit: das ist der „innere“ Schauplatz von Hans Werner Hernes Oper „Der Prinz von Homburg“. Sie hat — mehr als sechs Jahre nach ihrer Entstehung — vor kurzem in Graz ihre österreichische Erstaufführung erlebt und wurde respektvoll von einem zahlenmäßig geringen Publikum gewürdigt.

Ob Kleists Schauspiel in Musik gesetzt werden soll, wollen wir nicht untersuchen. Einem Teilaspekt des Kleistschen Werkes — und nicht dem unwichtigsten — hat Henze jedenfalls zu musikalischem Leben verholten: dem Bereich des somnambulen Prinzen, in dessen Wachträumen sich Umwelt und Geschehen spiegeln. Hier fand der Komponist tatsächlich jene Ausdrucksmittel, die er zur Darstellung von „Grazie und Härte, Kühle und Feuer“ brauchte. Die Geschichte des übersensiblen jungen Preußen, die sich in so „unpreußischer“ Art löst — sie nimmt in Henzes Musik beinahe gläserne Konturen an hinter einem seidigen Gespinst aus Unwirklichkeit. Koloraturartige MeMsmen der Singstimmen weiten den spießigen, eigenwilligen Text in Gefilde einer gebändigten Romantik — Schlagzeug, Signale gestopfter Trompeten und der drängende Duktus mancher Ensembles setzen dramatische Akzente.

Wenn die Oper gegen Ende zu immer mehr ermüdet, so hegt dies vor allem an der Disproportion der Anlage, Ingeborg Bachmann, die das Kleistsche Original zu Anfang so geschickt gerafft hat, trägt mit Schuld daran, daß der zweite Teil sich ungebührlich zieht. Die Wiedergabe der äußerst schwierigen Oper bedeutet eine rühmenswerte künstlerische Tat der Grazer Oper, die nur leider vom Publikum nicht durch das entsprechende Interesse honoriert wird. Bravourös meisterte Gusto Czerny seine immense Aufgabe am Pult, Wolfram Skalicki schuf aus Projektionen und Architekturteilen prächtige Dekorationen für eine Welt zwischen Wachen und Traum; Hans Helm war imponierend sicher in der Titelpartie, das übrige Ensemble mit Interesse an der Arbeit; nur die Regie Robert Casaptccolas hatte sich zu sehr auf oratorienhafte Statuarik festgelegt.

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