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In Ehre gescheitert

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Genügt viel Bühnenzauber, um das Publikum zu bezaubern? Ist eine Aufführung, die reich an Geistern ist, auch schon geistreich? Haben Nichtwiener das nötige Empfinden, um ein Raimund-Stück in Wien zu inszenieren? Oder stellen dies nur böse Wiener Kritiker in Frage?

Die Burgtheater-Festwochen-Produktion im Theater an der Wien und die Beaktionen darauf werfen solche Fragen auf. Ferdinand Raimunds „Der Bauer als Millionär" wird zu Recht unter dem ursprünglichen Haupttitel „Das Mädchen aus der Feenwelt" aufgeführt, denn das Zauberreich, die Bühneneffekte bis zum am Ende explodierenden Guglhupf dominieren die Szene. Raimunds simple Botschaft, daß nicht Reichtum und Ruhm, sondern Bescheidenheit und Liebe zur Zufriedenheit führen, kommt dabei fast zu kurz. Dabei kann man Regie und Ausstattung (Ursel und Karl-Ernst Herrmann) nicht vorwerfen, daß sie sich nicht an den Text halten. Im Gegenteil: Sie setzen ihn in über dreieinhalb Stunden minutiös um, stellen am Ende Raimunds Me-

tapher vom Leben als einer Tischgesellschaft deutlich vor Augen, nur Stimmung erzeugen sie zu wenig.

Es dürfte an der Art der Darstellung liegen, zum Beispiel daran, daß der dicke Fortunatus Wurzel (Ernst-Theo Richter) nicht wirklich menschlich berührt, gar nicht wie die Hauptfigur wirkt und keine Zusatzstrophe zum Aschenlied zum besten gibt, oder daran, daß die Jugend (Eva Herzig) nicht nur einen - Raimunds Anweisung entsprechenden - leichten preußischen Akzent spricht, sondern wie eine freche Berliner Göre agiert, was sogar Buh-Rufe auslöste.

Erwartungsgemäß wurde der Auftritt von Otto Schenk (Hohes Alter) zum Höhepunkt des Abends, doch die Anerkennung des Publikums erwarben sich auch Annemarie Düringer (Zufriedenheit), Tamara Metelka (Lottchen), Alexander Strömer (Karl Schilf), Franz J. Csencsits (Bustorius) Karl Mittner (Nigowitz) und in „bösen" Rollen Nicholas Ofczarek (Lorenz), Johann Adam Oest (Haß) und Urs Hefti (Neid). Deutet das Faktum, daß einige Schauspieler mehrere Rollen übernahmen, auf eine erfreuliche Spargesinnung an der Burg hin?

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