6742607-1966_47_17.jpg
Digital In Arbeit

Pharao und Katelbach

Werbung
Werbung
Werbung

Der polnische Regisseur Jerzy Kawalerowicz bewegt sich mit Vorliebe im historischen Milieu, ohne direkt historische Begebenheiten zu schildern. Die geschichtlichen Fakten sind zweitrangig, ihm geht es in erster Linie um allgemeine Phänomene, die er an Hand von erdachten Handlungen transparent werden läßt. Zweifellos aber versteht er das Metier des Films, hat eine eigene Ausdrucksform, ohne auf billige Weise fremde, naheliegende Vorbilder nachzuahmen. Sein „Pharao“ hebt sich demnach wohltuend von den üblichen Monsterfilmen amerikanischer Provenienz oder den primitiven Serienerzeugnissen Italiens ab. Er will das Wesen der politischen Macht deuten, gelangt aber zu keinem brauchbaren Ergebnis. Weder der junge Pharao noch die ihn bekämpfende mächtige Priesterkaste gehen zuletzt als Sieger hervor, wodurch der trotz barbarischer Schnitte immer noch überlange Film sein Publikum schließlich unbefriedigt entläßt. Die Länge wird stellenweise zu Langeweile, über die auch mehrere intime Szenen nicht hinwegretten können. Daß in diese dialektische Auseinandersetzung einige kommunistische Tendenzen eingebaut sind, darf nicht unerwähnt bleiben.

Ein Pole, ein sehr junger, aber bereits international anerkannter Regisseur, schuf in England einen Streifen, der völlig anders geartet ist. Roman Polanskis „Wenn Katelbach kommt“ ist eine makabre, absurde Groteske, die sicherlich nicht jedermanns Sache ist. Ein komischer Alter hat sich mit seiner jungen, leichtlebigen Frau auf eine Insel zurückgezogen, um ihrer ja sicher zu sein, wird aber eines schönen Tages von einem Gangster aufgestöbert, der die beiden terrorisiert und die Ankunft des Gangsterchefs Katelbach hier abwarten möchte, doch dieser Katelbach kommt nicht. Der Alte schießt schließlich den Gangster nieder, aber seine Frau geht mit einem anderen durch. Polanski erzählt diese absurde Groteske, als ob es sich um eine völlig alltägliche Angelegenheit handeln würde. Auch er besitzt eine eigene Bildsprache, voll von einer üppigen filmischen Phantasie. Grauen und Groteske, Komisches und Makabres stehen dicht nebeneinander, greifen sogar ineinander. Auch wenn Polanski immer wieder erklärt, sich nichts dabei zu denken, kann man das Ganze doch als eine Studie menschlichen Verhaltens in einer gefährlichen Ausnahmesituation verstehen, allerdings durch einen virtuos gehandhabten Zerrspiegel befrachtet.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung