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Alle Jahre wieder

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Die alljährliche Wiederkehr der Festzeiten, der Gebräuche und Symbole im Jahreskreis der Kirche mag den oberflächlichen Zuschauer langweilen. „Axle Jahre wieder“, wird er vielleicht spöttisch sagen.

Es gibt tatsächlich so etwas wie eine stumpf plappernde Wiederholung, müde Routine, erstarrte Gesten, totes Ritual. Doch es gibt auch den Gegensatz: die vertiefende Wiederholung, das immer tiefere Eindringen in den Sinn dessen, was die Feste und Bräuche zeigen wollen.

Das Kirchenjahr ist eine ,JZatechese im Jahreskreis“, freilich nicht bloß mit den Möglichkeiten einer mündlichen Unterweisung. Die vielen Gesten, Zeichen und Symbole im Gottesdienst wollen die ganze Sinnlichkeit des Menschen ansprechen. Sinnlichkeit“ heißt hier die Begabung mit unseren Sinnen: Sehen, Hören, Fühlen, Schmecken und Riechen. Von der brennenden Kerze, über die Berührung im Friedensgruß bis zum Weihrauch reichen jene vielfältigen sinnlichen Erfahrungen, die dem Glaubenden und dem Suchenden zu .Zeichen des Glaubens“ werden können.

Wir kennen die Wiederkehr im Jahreszyklus nicht nur vom Kirchenjahr, sondern auch von den Jahreszeiten her. Und tatsächlich hängen beide zusammen: die kalte Wartezeit des Advent mit dem beginnenden Winter, das weihnachtliche Licht in der Finsternis mit der Wintersonnenwende, das Fest der Auferstehung mit der wiedererwachenden Natur im Frühling. (Worin sich übrigens die abendländischeuropäische Prägung unserer Gottesdienstkultur zeigt. Völlig zu Recht entsteht daher in anderen Kulturen anderes religiöses Brauchtum.)

Das Kirchenjahr steht jedoch nicht nur in Beziehung zum Jahreszyklus der Natur, sondern auch zum gesamten Lebenszyklus. Denn das Leben Jesu von der Erwartung über die Geburt, seinen Eintritt in das öffentliche Wirken, über Tod, Auferstehung, Himmelfahrt, die Geistsendung bis hin zur Wiederkunft am Ende des Jahreskreises prägt das Kirchenjahr. Andeutungsweise kommt sogar unser eigener Lebenszyklus im Kirchenjahr vor: das zum Fest der Kinder gewordene Weihnachtsfest, Ostern als ursprünglicher Tauftermin aus der Zeit der Erwachsenen-iaufe, die Firmung zu Pfingsten, das Totengedenken zu Allerseelen und das Bedenken der Wiederkunft Christi vor dem nächsten Advent.

Nicht immer sind die offiziellen Riten der Liturgie vom religiösen Brauchtum des Volkes zu trennen. Und das ist gut so. Aus ebendie-ser Verbindung erwächst die Kraft der Zeichen unseres Glaubens.

Erster Teil einer Serie über Zeichen und Symbole im Jahreskreis der Kirsche.

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