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Festkreise

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Die Benennung der Sonntage im offiziellen kirchlichen Sprachgebrauch erinnert daran, daß das Kirchenjahr zwei große Festkreise kennt, die Sonntage dazwischen aber als „Sonntage im Jahreskreis“ zählt. Diese Zählung ist nicht jedem sofort einsichtig, weil sie nach der weihnachtlichen Festzeit beginnt, aber durch die vor-und nachösterliche Zeit unterbrochen wird. (Die Zählung vor der Liturgiereform mit den „Sonntagen nach Pfingsten“ war da nicht we-t niger kompliziert.)

Im Vergleich zur früheren Ordnung des Kirchenjahres fällt auf, daß die beiden Festkreise gestrafft wurden und die österliche Zeit ihren Vorrang auch an der Ausdehnung erkennen läßt. Während der Weihnachtsfestkreis nur mehr etwa fünf Wochen (Advent bisEpipha-nie) dauert, umfaßt der Osterfestkreis (Aschermittwoch bis Pfingsten) mehr als ein Viertel des Jahres. Hier kann man sowohl die größere Bedeutung als auch das höhere Alter der christlichen Feiern rund um Ostern erkennen. Denn das eigentliche Zentrum des Glaubens ist für einen Christen Tod und Auferstehung Jesu.

Es mag zwar unsrer christentümlichen Uberlieferung und dem überkommenen Brauchtum zuwiderlaufen, aber die Geburt Jesu liegt in einem historischen Halbdunkel und ist von mancherlei Mythen überlagert, während die Passion Jesu sozusagen im Scheinwerferlicht der Geschichtsschreibung stattfindet. Freilich: Gerade in den letzten Jahren begannen wir die Aussagekraft der Mythen neu zu entdecken und wissen so auch jene Texte der Bibel wieder mehr zu schätzen, die uns nicht „bloß“ Historie überliefern.

Ostern als zentrales Fest der Christen erinnert uns daran, daß jeder Sonntag ein Ostersonntag und jede Eucharistiefeier eine Auferste-hungsfeier ist: ,JDeinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir...“ Demgegenüber ist natürlich der Festkreis um die Geburt Jesu eher ein Bedenken der „Vorgeschichte“, die ohne den Hinweis auf Passion und Ostern unverständlich bliebe. Denn auch daran muß trotz allem Gefallen an den diversen Weihnachtsidyllen erinnert werden: Die Botschaft der Weihnachtsgeschichte bei Lukas ist hart und durchaus sozialkritisch gemeint. Den Rahmen für das Leben Jesu geben der Stall und der Galgen ab.

Im Innehalten zwischen den Festkreisen beginnen die Sonntage im Jahreskreis mit der Taufe Jesu und enden mit dem Christkönigsfest: ein Blick zurück und einer nach vorn.

Achter Teil einer Serie über Zeichen und Symbole im Jahreskreis der Kirche.

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