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Anspruchsvoll alternativ

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Abseits der Bahnen, in denen sich Symposien dieser Art üblicherweise bewegen, wollen die Veranstalter des Projekts „Kraftfeld Längenfeld“ schreiten.

Längenfeld im Tiroler ötztal soll, so hofft zumindest der Erfinder des Projekts, Peter Oberlech- ner, zum Synonym für „richtungsweisende Zukunftsarbeit“ werden. Oder in der stark „grün“ verbrämten Sprache Oberlech- ners: „Es geht darum, in weiter Sicht neue Konzepte zur Wiedergewinnung einer Wirklichkeit zu entwickeln, welche Pragmatikern entglitten ist und Eigendynamik apokalypsewärts entwickelt hat.“

Vom 10. bis 16. Juli treffen einander Philosophen, Wissenschafter, Ökonomen, Künstler und — so der Wunsch der Veranstalter — Jugendliche aller Weltanschauungen, um über allgemeine Themen wie „Wirtschaft und Gesellschaft morgen“, aber auch über konkrete Bereiche wie „Strafvollzug“ miteinander zu reden.

Schon der Stil signalisiert das „Anderssein“: In Längenfeld wird es keine strikte Trennung von Referenten und Publikum geben. Frontale Auseinandersetzung mit einer Thematik soll nur am Rande stattfinden. Den Besuchern wird „ganzheitliche Diskussion“ nicht erspart bleiben.

Anspruchsvoll alternativ erscheint schon auf den ersten Blick das gesamte Programm.

Bereits der Eröffnungsabend mit Peter Cornelius Mayer- Tasch, einem der führenden grünen Theoretiker aus Deutschland, gibt einen Hinweis auf die Zusammensetzung der Gästeliste.

Da fehlt der ehemalige CDU-Abgeordnete und dann zur grünen Bewegung konvertierte Herbert Gruhl genauso wenig wie der Schweizer Hans A. Pestalozzi, nach eigener Aussage „autonomer Agitator“ von Beruf und Kultfigur der grünen Szene.

Daß der gebürtige Salzburger „small is beautiful“-Ideologe Leopold Kohr nicht fehlt, paßt genau ins Gesamtbild der Veranstaltung.

Den künstlerischen Impuls im „Kraftfeld Längenfeld“ liefern unter anderen der in London lebende österreichische Schriftsteller Erich Fried, der deutsche Zwölfton-Esoteriker Stockhausen oder der amerikanische Um welt-Künstler Gary Rieveschl, der auf einer frisch gemähten Wiese ein „begehbares, kreisförmiges Mond-Labyrinth aus 364 Heustanggern“ errichten will, in Zusammenarbeit mit der ortsansässigen Bevölkerung und den „Kraftfeld“-Besuchern.

Bei Betrachtung der Teilnehmerliste und der Programmschwerpunkte würde zunächst niemand die Junge Volkspartei als Geldgeberin und Organisationsträgerin vermuten. Und JVP- Obmann Othmar Karas will die Rolle seiner Person und seiner Organisation beim Zustandekommen des „Kraftfelds Längenfeld“ auch auf den Part eines Geburtshelfers reduzieren.

Angesprochen auf die finanzielle Absicherung der Veranstaltung, erzählt Karas nur von seinen „Schnorraktionen“ bei Banken, Versicherungen, aber auch bei öffentlichen Stellen.

Eines wollen die Veranstalter in keinem Fall: den Vergleich mit dem „Forum Alpbach“. Allein die Entwicklung, die dieses ehedem intellektuell anspruchsvolle Forum im Verlauf der Jahre genommen hat, hin zum elitären, hochkarätigen Expertentreff, läßt etwa Peter Oberhofer erschauern: Wenn er zum Beispiel eine Vereinnahmung der Veranstaltung durch lokale, ausschließlich auf den Fremdenverkehr hin orientierte Interessen zu verspüren meint, wäre das sofort mit einem Ortswechsel verbunden.

Der „Kraftfeld“-Gedanke werde, so Oberhofer, auch an einem anderen Ort nicht sterben.

Programm und Anmeldeformulare sind unter der Anschrift „Zukunftswerkstätte Längenfeld“, Kärntner Straße 51,1010 Wien, erhältlich.

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