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Bonn entspannt -Pankow rustet

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Während die Regierung in Bonn in Entspannungsträumen schwelgt und Friedensphrasen repetiert, rüstet das SED-Regime in der DDR konsequent auf. Das beweisen alarmierende Meldungen. Auf Befehl Moskaus werden seit Monaten die Streitkräfte der DDR auf moderne Waffensysteme umgerüstet. Im Zuge dieser Umrüstungsmaßnahmen wurde durch die Indiskretion eines hohen Ostberliner Militärs bekannt, daß die DDR-Armee jetzt auch die Verwaltung nuklearer Sprengkörper von Moskau übertragen bekam.

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Während die Regierung in Bonn in Entspannungsträumen schwelgt und Friedensphrasen repetiert, rüstet das SED-Regime in der DDR konsequent auf. Das beweisen alarmierende Meldungen. Auf Befehl Moskaus werden seit Monaten die Streitkräfte der DDR auf moderne Waffensysteme umgerüstet. Im Zuge dieser Umrüstungsmaßnahmen wurde durch die Indiskretion eines hohen Ostberliner Militärs bekannt, daß die DDR-Armee jetzt auch die Verwaltung nuklearer Sprengkörper von Moskau übertragen bekam.

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Wie jetzt aus zuverlässiger Quelle zu erfahren war, werden diese nuklearen Sprengkörper in einem unterirdischen Depot in der Nähe von Jägerbrück in Mecklenburg gelagert. Das erst vor kurzer Zeit fertiggestellte Depot liegt in einem militärischen Sperrgebiet und wird unter Oberaufsicht der Sowjets von der Nationalen Volksarmee der DDR verwaltet. Das Sperrgebiet gehört zum DDR-Militärbezirk 5, Standort Neubrandenburg. Die Wartung und Bewachung dieser neuen militärischen Anlage wird ausschließlich von einer Spezialeinheit der DDR-Volksarmee durchgeführt. Die Soldaten dieser Sondertruppe wurden auf der Halbinsel Kola von sowjetischen Militärs geschult und entsprechend ihren künftigen Aufgaben ausgebildet. Die Angehörigen dieser DDR-Spezialein-heit unterstehen ausschließlich dem Ministerium für Nationale Verteidigung mit Sitz in Strausberg, ostwärts von Berlin. Sie unterliegen strengsten Sicherheits- und Geheimhaltungsvorschriften.

Ende vergangenen Jahres wurden die Luitstreitkräfte der DDR mit den modernen Schwenkflügeljägern sowjetischer Bauart vom Typ MIG-23 ausgerüstet. Bis vor kurzem hatten nur die sowjetischen Streitkräfte dieses Flugzeug im Einsatz, andere Luftwaffen des Warschauer Paktes nicht. Die Jagdfliegerregimenter in Alt-Lönnewitz, Finsterwalde und Kolberg werden gegenwärtig auf die hochmoderne Anc/riffsmaschine umgeschult. Auch andere Luftwaffeneinheiten werden auf einen modernen Stand gebracht. Die Fliegerregimenter in Stendal und Parchim werden zu Kampfhubschraubereinheiten umgerüstet. Das Fliegeraufklärungsregiment in Brieg erhielt bereits Spezialaufklärer des Typs MIG-23, der in Höhen von 27.000 Metern, mit dreifacher Schallgeschwindigkeit operiert.

Auch die Panzereinheiten der DDR sind in den umfangreichen Umrüstungsmaßnahmen mit einbezogen.Innerhalb eines Jahres wurden die in den Panzerdivisionen stationierten Panzer der Typen T 54 und T 55 weitgehend durch den neuen sowjetischen Kampfpanzer T 62 ersetzt. Allein in der 7. Panzerdivision in Dresden und in der 9. Panzerdivision in Eggesin werden insgesamt 800 Kampfpanzer vom Typ T 62 gefechtsbereit gehalten. Aus Geheimdienstberichten geht hervor, daß die Nationale Volksarmee der DDR offensichtlich auch ihre Landstreitkräfte um mehr als ein Drittel vergrößern will. Dieses Truppenkontingent umfaßt gegenwärtig mehr als 95.000 Mann. Ein Aufstellungsstab im Raum Cottbus organisiert seit längerer Zeit den Aufbau von vier Rahmendivisionen. Diese bestehen aus Führungsstäben und Ausbildungspersonal und bilden den Grundstock einer geplanten „4. Stoßarmee“. Chef des Cottbusser Aufstellungsstabes ist der Generalleutnant Hans Ernst, der 1968 das Truppenkontingent der DDR beim Einmarsch in die CSSR führte.

Als neuer aktiver Truppenteil wurde innerhalb der Nationalen Volksarmee der DDR auch das Fallschirmjägerbataillon 40 aufgebaut. Es liegt — zusammen mit dem schon länger bestehenden Fallschirmjägerbataillon 5 — in der Garnison Prora auf der Insel Rügen. Diese neue Fallschirmjägereinheit wird zu einer speziellen Kommandotruppe im Kampf gegen die Bundeswehr ausgebildet. Die Spezialausbildung dieser NVA-Fallschirmjäger hat vor allem das Ziel, im Ernstfall hinter den gegnerischen Linien durch Sabotageakte Unruhe und Verwirrung zu stiften.

Mit ihren 209.000 Soldaten, von denen etwa 54.000 dem „Kommando Grenze“ angehören, hat die Nationale Volksarmee der DDR schon heute ein stattliches Arsenal von Waffen und Kampf geraten verfügbar:

Das Heer zählt 1900 Panzer, 140 Schwimmpanzer, 2050 leichte Panzerfahrzeuge, 1040 Geschütze und 420 Flugabwehrgeschütze.

Die Luftwaffe besitzt 290 Kampfflugzeuge der Modelle MIG 19, MIG 21 und MIG 23, 25 Transportflugzeuge, 120 Hubschrauber, mehr als 200 Flugabwehrgeschütze und eine beachtliche Menge von Flugabwehr-Raketen des Typs SAM 2.

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