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Die Kampfkraft der Sowjetarmee nimmt immer noch zu
Das militärische Kräfteverhältnis in Mitteleuropa hat sich bekanntlich in den letzten Jahren zunehmend zugunsten der Truppen des Warschauer Paktes verschoben. Allein im Jahre 1976 wuchs die Kampfkraft der Ostblock-Streitkräfte in diesem Abschnitt durch zusätzliche Neulieferungen von Panzern, Raketen und Schiffen um rund zehn Prozent. Der weitere Ausbau wird im gleichen Tempo vorangetrieben.
Die militärische Stärke der USA nimmt weiterhin ab, jene der Sowjetunion stiegt dagegen weiter an. Während die Zahl der US-Soldaten um weitere 150.000 auf 2,150.000 Mann gesunken ist, stieg die Zahl der sowjetischen Soldaten auf etwa 3,425.000 Mann an. Die NATO hat in Europa gegenwärtig 620.000 Mann unter Waffen - ohne die französische Armee, die nicht mehr zum NATO-Militärver- bund gehört - während der Warschauer Pakt über 910.000 Mann verfügt.
Weitaus auffallender ist nach wie vor die Disparität bei den Panzern, über die beide Seiten in Europa verfügen. Den 20.000 Kampfpanzern des Warschauer Paktes stehen nur 7000 der NATO und 400 der französischen Armee gegenüber. Dabei ist besonders bemerkenswert, daß die sowjetischen Truppen in der DDR gegenwärtig mit 1000 neuen Panzern ausgerüstet werden, ohne daß jedoch die älteren Modelle abgezogen würden. Die Sowjettruppen in der DDR haben in den letzten Monaten mindestens 900 Panzer des modernsten Typs T-72 erhalten. Das entspricht beinahe der Ausstattung von drei Panzerdivisionen. Die
T-72 treffen in regelmäßigen Abständen in den Häfen Rostock und Warnemünde ein. Die älteren Panzertypen werden in DDR-Depots überführt. Der T-72 jedenfalls schlägt mit seinem 1000-PS-Motor und seiner 122-mm- Kanone jeden einsatzbereiten NATO-Panzer. Erst der bundesdeutsche, 1979 einsatzbereite Panzer Leopard II wird dem T-72 überlegen sein.
Gestützt auf dieses militärische Ungleichgewicht in Mitteleuropa sind die Sowjets immer mehr in der Lage, begrenzte militärische Aktionen in Mittel- oder in Südeuropa zu unternehmen oder auch nur damit zu drohen, um politische Vorteile zu gewinnen, während der Westen diesem Aufbau militärisch-politischer Macht nichts entgegenzusetzen hat.
Auch bei der Luftwaffe zeigt sich der militärische Vorsprung des Ostblocks. Der kommunistische Block verfügt über 2040 Maschinen. Hinzu kommt, daß dem Warschauer Pakt weitverstreute natürliche Flugfelder mit mobilem Bodenpersonal und daß ihm ebenso mehr Fliegerhorste mit Unterständen zur Verfügung stehen, wie der große Vorteil standardisierter Bodenausrüstung, der sich aus der Verwendung ausschließlich sowjetisch konstruierter Flugzeuge ergibt.
Die Tatsache, daß die Weltmacht des Ostens gerade in der Mitte unseres Erdteils - dem Ballungszentrum der Konfrontation - ihre Streitkräfte derart fordert, weist mit drastischer Deutlichkeit daraufhin, wie wenig Wert sie auf eine Kooperation mit dem Westen legt.
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