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Die US-Armee speckt ab

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Die amerikanischen Streitkräfte stehen vor ihrer größten Friedensaufgabe: abspecken. Die veränderte weltpolitische Lage, in erster Linie der Zerfall des Kommunismus mit seinem inzwischen aufgelösten Militärbündnis (Warschauer Pakt), machen ein kostensparendes Schrumpfen auch der amerikanischen Armee möglich, erfordern aber gleichermaßen neue strategische Konzepte.

Binnen der nächsten fünf Jahre, so die Planung des Pentagon, soll Amerikas Militär um wenigstens ein Viertel verringert werden. Die Armee wird um 31 Prozent ihrer Personalstärke schrumpfen, die Marine und das Marinekorps (Ledernacken) um 14 beziehungsweise 13 Prozent, die Luftwaffe um 28 Prozent. Der Personalstand der gesamten US-Streitkräfte verringert sich somit bis 1995 auf 1,65 Millionen Aktive, von derzeit rund 2,17 Millionen. Die Zahl der Armee-Divisionen wird von 28 (davon 18 aktive) auf 18 (zwölf aktive) verringert.

Die Flugzeugträgerflotte wird am wenigsten angetastet, was auf die künftigen Aufgaben des US-Militärs hindeutet: Weniger ein Bollwerk gegen einen konzentrierten Gegner zu sein - wie das in Europa der Fall war -, als vielmehr gewappnet für schnelle weltweite Einsätze, wie etwa im Golfkrieg. Von den 13 US-Flugzeugträgem wird nur einer ausgemustert, die Zahl der Bordflugzeuge wird nur unwesentlich gekürzt. Von ihren 545 Kriegs- und Unterstützungsschiffen muß die Marine rund 100 verschrotten. Reduziert wird bei der Luftwaffe vor allem die Zahl der strategischen Bomber - von 268 auf 181. Innerhalb der USA sollen 377 Militärbasen geschlossen oder drastisch verkleinert werden.

Erstaunlich gelassen - bisher jedenfalls - ist das alles von der amerikanischen Rüstungsindustrie zur Kenntnis genommen worden. Zwei Gründe werden angeführt, weshalb die betroffene US-Industrie so ruhig bleibt:

1. Sie hatte genügend Gelegenheit, sich über einen ausreichenden Zeitraum mit neuen Anforderungen vertraut zu machen. Zudem war ihr noch in den letzten Jahren des Kalten Krieges klar geworden, daß Washingtons Budget-Problematik militärische Ausgabenkürzungen - ganz im Gegensatz zu den Reagan-Jahren -imperativ erscheinen ließ.

2. Noch lange davor - beginnend vor etwa zehn Jahren - hatten führende Rüstungsfirmen ihre „zivilen Beine" ausgebaut. Das mag nicht allen gelungen sein, trifft aber für die Mehrheit zu.

Paul Nisbet, Wirtschaftsforscher bei Prudential Securities, kommt zu der Schlußfolgerung: „Eine Firma muß nur ein gutes Management haben -dann wird sie auch unter den Bedingungen verringerter Verteidigungsausgaben noch Geld verdienen." Michael Rosen schließlich von der Beratungsfirma Smith Barney, Harris Upham & Co. faßt zusammen: „Die meisten Rüstungsfirmen spielen endlich nicht mehr Vogel Strauß, sondern haben den Kopf aus dem Sand genommen. Es hat etwas gedauert, bevor sie die neue Lage meisterten -aber fast alle haben es geschafft."

Die neue Rolle, die Amerikas Militär - als eine Art weltweite Einsatzfeuerwehr - in Zukunft spielen wird, veVändert mit Sicherheit auch das Bild der amerikanischen Rüstungsindustrie. Die Zukunft, so wird allgemein erwartet, gehört innovativen Unternehmen, die High-Tech-Waffen, auch exotische, anbieten.

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